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Neue Freie Presse
Morgenblatt
No. 311. Wien, Mittwoch den 12. Juli 1865

[1]

Französische Schriftsteller über Meyerbeer.


0002Ed. H. Unter den vielen Talenten, welche die Fran-
0003zosen besitzen, erfreut eines sich einer ganz eminenten Aus-
0004bildung und Verwerthung: das Talent der Charlatanerie. Wir
0005wollen das Wort nicht in dem plumpen und grellen Sinne
0006nehmen, den man in Deutschland gewöhnlich damit verbindet.
0007Der feine und vornehme „Charlatan“ braucht nicht in rothem
0008Rock auf dem Dulcamara-Karren einherzufahren, einen trompe-
0009tenden Mohren an der Seite und betrügerische Placate auf
0010der Stange. Ein literarischer Charlatan ist, wer über einen
0011Gegenstand schreibt, den er nicht versteht, wer uns bogen-
0012lang mit eifriger Miene vorschwatzt, ohne daß er uns etwas
0013zu sagen hat, wer ganze Bücher aus einem Sümmchen von
0014Ideen und Thatsachen macht, das zur Noth für ein Feuilleton
0015ausreicht. Auch dazu gehört Talent, das ganz specifische
0016Talent der Charlatanerie, wie es vor Allen die Franzosen
0017besitzen. Sie haben als Schriftsteller die ihrer Nation eigen-
0018thümliche Gabe der „Causerie“, des leichten Geplauders, zur
0019förmlichen Methode ausgebildet und allen, auch wissenschaft-
0020lichen Gegenständen angepaßt. Auf musikalischem Gebiet
0021grassirt dieses französische Talent seit Jahren mit erschreckender
0022Ungenirtheit. Proben davon haben wir unseren Lesern in der
0023Anzeige von Scudo’sChevalier Sarti“, Escudier’s 
0024Souvenirs“ u. a. geliefert. Das neueste Kind dieser Methode
0025heißt „Meyerbeer und seine Zeit“ und stammt aus
0026der Feder des Herrn Henri Blaze de Bury *) .


0029Seit längerer Zeit als wichtiges Ereigniß annoncirt, er-
0030freut sich dieses Buch der ausgiebigsten Reclamen in franzö-
0031sischen und deutschen Blättern. Es hat auch uns die größte
0032Bewunderung abgenöthigt. Denn bewunderungswürdig finden
0033wir, wie ein Autor, der außer einigen unerheblichen Anekdo-
0034ten auch nicht ein neues oder treffendes Wort über Meyer-
0035beer
und seine Musik vorzubringen weiß, ein Buch von bei-
0036nahe 400 Seiten über diesen Componisten zu Stande bringt.
0037Diese paar Anekdoten, Aeußerungen und Charakterzüge, die
0038der Verfasser recht lebhaft erzählt, sind bequem in einem
0039Feuilleton unterzubringen.


0040Mr. Blaze de Bury ist der Sohn des bekannten
0041Musikschriftstellers Castil-Blaze, der durch eine Reihe
0042von Werken über französische Musik sich unleugbare Verdienste
0043erworben hat. Er hatte die seltene Eigenschaft, musikalische
0044Kenntnisse zu besitzen und nur dann ein Buch zu schreiben,
0045wenn er uns irgend etwas zu sagen wußte. Sein Sohn Henri 
0046— als Gesandtschafts-Attaché decorirt und mit dem Prädicat
0047de Bury geadelt — hat von seinem Vater keine dieser bei-
0048den Eigenschaften, sondern blos die musikalische Passion ge-
0049erbt. Gründliche Kenntnisse in diesem Fach fehlen ihm durch-
0050aus; er schreibt und urtheilt mit der Zuversicht und Ober-
0051flächlichkeit eines Dilettanten, dessen ernsthafteste Beschäftigung
0052mit der Musik in häufigem Besuch der Oper besteht. Ueber
0053Herrn v. Blaze als Lyriker, Novellist, Theaterdichter, Literar-
0054historiker, Goethe-Uebersetzer u. s. w. — Herr v. Blaze ver-
0055steht Alles und schreibt über Alles — maßen wir uns kein
0056Urtheil an. Einen Umstand müssen wir jedoch hervorheben,
0057der Herrn v. Blaze eine Art Uebergewicht über andere, mit-
0058unter viel geistreichere und unterrichtetere Collegen verleiht
0059und dem französischen Publicum unfehlbar imponirt. Herr
0060v. Blaze versteht nämlich Deutsch. Die deutsche Literatur und
0061ein längerer Aufenhalt in Deutschland haben diesem Feuille-
0062tonisten ein sehr einträgliches Stoffgebiet eröffnet, das den
0063meisten seiner Collegen verschlossen ist. Nichts Beneidenswer-
0064theres als ein halbwegs talentvoller Franzose, der Deutsch ver-
0065steht! Bei der enormen Unkenntniß der Franzosen im Fache
0066der deutschen Literatur, insbesondere der philosophischen und
0067kunstgeschichtlichen, kann man ihnen noch immer mit einigem
0068davon abgeschöpften Schaum imponiren und Einfälle oder
0069Urtheile, die in Deutschland längst geistige Scheidemünze ge-
0070worden sind, ihnen für neue, eigenthümliche Gedanken auf-
0071tischen.


0072Diese Quelle kann nicht versiegen, wenn der französische
0073Causeur sich auch nur an das Auffallendste und Zugänglichste
0074der deutschen Literatur hält. Auf Schritt und Tritt begegnen
0075wir bei Herrn v. Blaze den Namen Goethe, Hegel, Hum-
0076boldt, Beethoven, Kaulbach etc. Hier prunkt eine Hegel’sche
0077Rhapsodie über die „Idee“, die allein das Kunstwerk hervor-
0078bringe und seine Bedeutung entscheide, dort eine Riehl’sche
0079Reminiscenz von dem Zusammenhang der Musik mit der
0080Politik, mit der Philosophie und was noch sonst Allem, bald
0081klingt eine schwärmerische Metapher Heine’s, bald ein Witz-
0082wort von Börne an — und dies Alles so funkelnagelneu
0083und originell für die Leser des Herrn v. Blaze!


0084Das Buch beginnt mit einer Einleitung über den „Geist
0085der Zeit“, d. h. mit einigen ästhetisirenden Phrasen über
0086Musik, Mozart, Beethoven, Michel-Angelo, Rafael, Franz I.,
0087Leonardo da Vinci u. s. w. In diese illustre Gesellschaft fällt
0088nun plötzlich Meyerbeer, von dessen Jugend und Studien-
0089zeit uns die altbekannten Dinge erzählt werden, hie und da
0090von einem kleinen Feuerwerk des Gefühls oder der Geistreich-
0091heit unterbrochen. Der Aufenthalt bei Abbé Vogler wird ge-
0092schildert und dabei Karl Maria Weber für einen Bruder 
0093des Theoretikers Gottfried Weber gehalten. Von einer
0094strengeren chronologischen Anordnung, von logischem Zusam-
0095menhang des Stoffes ist bei Herrn v. Blaze kaum die Rede,
0096Früheres oder Späteres wird fortwährend durcheinanderge-
0097mischt und bei jedem lockenden Stichwort das Entlegenste her-
0098beigeholt. So müssen wir bei Gelegenheit des „Robert“ die
0099Biographie („la légende“) von Nourrit und der Mali-
0100bran
hören, das Stichwort „Berlin“ zieht einen langen
0101Excurs über Jenny Lind nach sich, welche nach Herrn v.
0102Blaze als Gesangskünstlerin von Fräulein Lucca 
0103übertroffen wird! Und so ins Unabsehbare weiter.


0104Herrn v. Blaze’s Urtheil über Meyerbeer ist einfach
0105und consequent, es besteht in enthusiastischer Vergötterung.
0106Wie kritiklos unser Meyerbeer-Priester selbst innerhalb dieses
0107Tempelbaues vorgeht, beweist er, indem er den „Propheten
0108für Meyerbeer’s bestes Werk erklärt! Daneben hat er
0109natürlich auch für „Dinorah“ und den „Nordstern“ nur die
0110ungemessenste Bewunderung, erklärt den „Schillermarsch
0111für ein unsterbliches Meisterwerk und setzt die Struensee-Ouver-
0112ture an die Seite der Fresken von Cornelius im Campo-
0113santo zu Berlin. In seinem Urtheil über Meyerbeer ist
0114Herr v. Blaze gänzlich unzurechnungsfähig, es ist als hörte
0115man einen Theater-Enthusiasten gewöhnlichster Sorte reden.


0116Wir verzichten demnach auf jede weitere Bemerkung
0117über den musikalisch kritischen Theil des Buches, wenn man
0118eine Anhäufung verhimmelnder Superlative und Metaphern
0119so nennen darf.


0120Einigermaßen versöhnt uns mit dieser kritischen Unmün-
0121digkeit des Verfassers seine warme, freundschaftliche Hingebung
0122an die Person Meyerbeer’s. Er spricht mit der größten Ver-
0123ehrung von Meyerbeer’s Charakter und darf hierin auf die [2]
0124Zustimmung Aller zählen, die den Meister persönlich kannten.
0125Manche Mittheilung des Verfassers aus seinem persönlichen
0126Verkehr mit dem berühmten Componisten ist recht anziehend.
0127Meyerbeer, höchst bescheiden bezüglich seiner eigenen Lei-
0128stungen, ließ auch jedes andere Talent gelten, war voll war-
0129mer, werkthätiger Anerkennung, selbst solcher Componisten,
0130die ihm stets feindselig gesinnt waren. Einer dieser heimlichen
0131Neider und Gegner Meyerbeer’s begegnet einmal Herrn v.
0132Blaze auf dem Boulevard, hält ihn fest und äußert in den
0133überschwenglichsten Phrasen seine Bewunderung für Meyer-
0134beer’s Genie. Herr v. Blaze erzählt bei Tische diese Aeuße-
0135rungen Meyerbeer wieder, der freudig lauscht und ganz stolz
0136darüber aussieht. „Ja, glauben Sie denn wirklich,“ frägt ihn
0137Blaze erstaunt, „daß dies Alles auch aufrichtig gemeint sei?“
0138„Gewiß nicht,“ erwidert Meyerbeer gutmüthig; „von all’
0139diesem Lob glaubt unser Ehrenmann kein Wort, er wollte
0140nur, daß Sie mir es wiedersagen, und diese gute Absicht ist
0141es, wofür ich ihm dankbar bin.“


0142Ein einziger Name hatte das Privilegium, Meyerbeer 
0143zu reizen: der Name Richard Wagner’s. Er konnte ihn
0144nicht aussprechen hören, ohne für einen Augenblick eine unan-
0145genehme Erregung zu empfinden, etwas wie eine Dissonanz.
0146Wir können diese von Blaze treffend ausgedrückte Wahrneh-
0147mung aus eigener Erfahrung bestätigen; Meyerbeer pflegte
0148dann das Gespräch sofort abzulenken, da sein vornehmes, zart-
0149fühlendes Wesen sich dagegen sträubte, Nachtheiliges über den
0150Mann zu äußern, dessen künstlerische Richtung ihm in der
0151Seele verhaßt war, und der überdies in so heftiger Weise
0152gegen Meyerbeer geschrieben hatte.


0153Meyerbeer war unermüdlich im Arbeiten, Nachdenken,
0154Lesen. Mehrere Dichtungen ergriffen ihn so mächtig bei der
0155Lectüre, daß er gleich an eine musikalische Bearbeitung der-
0156selben dachte. Freilich ist im Strudel seiner übrigen Arbeiten
0157manches dieser Projecte zu Wasser geworden. So wollte er
0158die Sage von Hero und Leander nach Art eines Zwischen-
0159spiels für zwei Personen componiren; er dachte dabei an die
0160Grisi und Mario. Längere Zeit trug sich Meyerbeer mit
0161dem Gedanken einer Composition des „Zauberlehrlings“ von
0162Goethe. Blaze sollte mit einigen Aenderungen der Fabel
0163das Gedicht als einactige Oper behandeln. Eine noch wunder-
0164lichere Idee dünkt uns die Composition von Molière’s 
0165Tartüffe“, welche Meyerbeer beabsichtigte; die Zeichnung der
0166Charaktere reizte ihn. Meyerbeer’s Freunde sprachen ihm oft
0167von Goethe’sFaust“ als Opernstoff. Gewissermaßen war
0168er authentisch dazu berechtigt, da Goethe bekanntlich geäußert
0169hatte, die vollkommenste musikalische Behandlung seines „Faust“ 
0170würde Mozart geliefert haben; da dieser todt sei, wäre auf
0171Meyerbeer das meiste Vertrauen zu setzen.**)


0180So mächtig sich Meyerbeer von diesem Ausspruch und
0181vom Stoffe selbst zum „Faust“ hingedrängt fühlte, so hielt
0182ihn doch stets eine heilige Scheu zurück. Die großen Mei-
0183sterwerke, dachte er mit Recht, sollen unverändert so bleiben,
0184wie sie geschaffen wurden. Dazu kam noch, daß er Spohr,
0185den er hochschätzte, und später Gounod, dem er sehr be-
0186freundet war, nicht als Rival entgegentreten wollte. Dennoch
0187bewog Herr Blaze Meyerbeer dazu, einzelne Scenen aus
0188Goethe’s „Faust“ in kleinerem Rahmen als dem einer Oper
0189zu componiren. Der Hergang, dessen Erzählung bei Blaze 
0190einen großen Raum einnimmt, war folgender: Herr v. Blaze 
0191hatte ein Schauspiel, „Goethe’s Jugend“, geschrieben, dessen
0192Aufführung am Odeon-Theater in Paris vorbereitet wurde.
0193Meyerbeer wollte eine Zwischenact-Musik und „Mignon’s Lied“
0194dafür componiren. Dichter und Theater-Director kamen aber
0195auf den Gedanken, ob nicht Meyerbeer noch mehr für das
0196Werk zu interessiren und zu einer größeren, selbstständigern
0197Illustration zu bewegen wäre. Herr v. Blaze dichtete ein
0198zwischen den vierten und fünften Art einzuschiebendes musi-
0199kalisches Intermezzo, eine Art überirdischer Phantasmagorie,
0200welcher Goethe’s poetische Gestalten, „Mignon“, „Gret-
0201chen“, „Erlkönig“ u. s. w. geisterhaft erscheinen. Mehrere
0202Scenen aus „Faust“ unter andern „Gretchen im Dom“, sind
0203eingefügt. Meyerbeer, der die Composition dieses Inter-
0204mezzo mit großer Liebe erfaßt haben soll, beendigte sie im
0205Jahre 1860, wo er in Ems dem Dichter die vollständige 
0206Partitur zeigte. Aeußere Hindernisse verzögerten bis heute
0207die Aufführung der „Jeunesse de Goethe“ am Odeon-
0208Theater. Ein interessantes Werk des Meisters soll also der
0209musikalischen Welt noch bekannt werden.


0210Ein anderer Plan Meyerbeer’s, der aber nicht zur Aus-
0211führung kam, war die Vollendung einer von C. M. Weber 
0212begonnenen komischen Oper. Der erste Act, von Weber 
0213vollständig componirt, soll von dessen Witwe an Meyerbeer 
0214mit der Bitte gesendet worden sein, den zweiten Act hinzu-
0215zucomponiren. Die inneren Schwierigkeiten, sowie die äuße-
0216ren Inconvenienzen einer solchen Mit- und Nacharbeiter-
0217schaft trugen jedoch über Meyerbeer’s guten Willen den Sieg
0218davon.***)


0232Auch an eine Oper „Karl V.“ dachte Meyerbeer. Er
0233malte sich in Gedanken den pompösen fünften Act aus, wie
0234der Kaiser, dessen Scheinbegräbniß man feiert, einem Ge-
0235spenste gleich sich vor der entsetzten Versammlung aufrichtet.
0236Auch eine „Orestie“ soll Meyerbeer nicht blos projectirt,
0237sondern wirklich componirt haben — der Verfasser vergißt
0238in seiner liebenswürdigen Zerstreutheit, uns irgend etwas
0239Näheres darüber zu sagen. Meyerbeer’s letzter Plan war,
0240eine leichte komische Oper eigens für Adelina Patti zu
0241schreiben, von der er nie ohne den größten Enthusiasmus
0242sprechen konnte. Schon in dem projectirten „Zauberlehrling“
0243war die weibliche Hauptrolle „à cette jolie petite mer-
0244veille“, nämlich der Patti zugedacht.


0245Den Schluß des Buches bildet eine ausführliche Ge-
0246schichte und Kritik der „Afrikanerin“. Herr v. Blaze 
0247sieht in letzterer Oper die „Hugenotten“ noch übertroffen und
0248windet sich förmlich in Anbetung.


0249Es freut uns, diese Zeilen mit der Anerkennung einer
0250andern französischen Meyerbeer-Abhandlung schließen zu kön-
0251nen, die uns soeben zu Handen kommt. Sie ist von Joseph
0252d’Ortigues und findet sich im zweiten Heft der in Paris 
0253erscheinenden Zeitschrift Le Correspondant unter dem Titel:
0254La vérité sur Meyerbeer à propos de l’Africaine.“
0255Der Titel ist etwas auffallend, der Aufsatz selbst aber gehört
0256zu dem Gründlichsten, Unbefangensten und Besonnensten,
0257was wir bisher von einem französischen Autor über Meyer-
0258beer
gelesen. So wird die Ehre der französischen Musik-
0259kritik, die — rücksichtlich Meyerbeer’s von jeher unzurech-
0260nungsfähig — durch das Buch des Herrn v. Blaze eine
0261neueste Schlappe erlitten hat, wenigstens einigermaßen von
0262einem Autor wieder gerettet, der etwas von der Sache ver-
0263steht, über die er schreibt, und der ein Urtheil versucht, wo
0264seine Collegen sich mit der Plauderei begnügen.

Fußnoten
  • *)Meyerbeer et son temps“ de Henry Blaze de
    Bury
    . (Paris, Michel Lévy, 1865.)
  • **)Herr v. Blaze findet noch einen dritten Componisten in
    gleichem Maße wie Mozart und Meyerbeer zur Composition des
    Faust“ berufen, und dies ist — Rossini! Rossini hätte, nach
    Blaze’s Meinung, das Goethe’sche Gedicht von der meist vernach-
    lässigten Seite, nämlich vom Geiste aus (par l’esprit) gefaßt, und
    vor Allem aus dem Mephisto (!) eine, selbst von Mozart und
    Meyerbeer unerreichbare Schöpfung gemacht! Wir trauten unsern Augen
    kaum, als wir die Stelle (p. 261) zum zweiten- und drittenmal lasen.
  • ***)Die Angabe des Herrn v. Blaze rücksichtlich der Weber -
    schen Oper ist nicht ganz richtig. Es kann nur die von Th. Hell 
    gedichtete komische Oper: „Die drei Pintos“ gemeint sein, deren Com-
    position Weber vom Jahre 1820 bis an sein Lebensende beschäf-
    tigte. In Weber’s Kopf war die Oper beinahe fertig, aber die
    von ihm hinterlassenen Skizzen waren so fragmentarisch, daß sowol
    Meyerbeer als Marschner, welche doch Beide das Meiste aus
    der Oper von Weber selbst hatten vortragen hören, es für unmög-
    lich erklärten, das Werk Weber’s, oder vielmehr die skizzierten
    Theile, herzustellen und aufzuschreiben. Von einem Meyerbeer 
    überreichten „fertigen ersten Act“ konnte also unmöglich die Rede
    sein. (Vergl. Weber’s Biographie von Max M. v. Weber,
    II. p. 242, 459.)