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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 9124. Wien, Samstag, den 18. Januar 1890

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Concerte.


0002Ed. H. Den Damen Marianne Brandt und
0003Alice Barbi verdanken wir je einen erhebenden musi-
0004kalischen Abend; wir verdanken ihnen das lang entbehrte
0005Frohgefühl, daß es noch Sängerinnen gibt, die Poesie, Geist
0006und Empfindung mit vollendeter Technik vereinigen. Freilich
0007sind die wenigen also geschulten Stimmen theils im Abwelken,
0008theils weit in der Fremde und nur als Zugvögel Wien be-
0009rührend. Um so schöner brachte der Zufall zwei Meisterinnen
0010hier zusammen, die bei aller Verschiedenheit doch das Eine
0011gemeinsam haben, daß sie den Gesang als ernste Kunst be-
0012handeln und ihr Instrument so meisterlich beherrschen, wie
0013irgend ein großer Virtuose das seinige. Je üppiger auf der
0014Opernbühne der Naturalismus wuchert, die Herrschaft un-
0015geschulter hübscher Stimmen und der bloße Instinct styl-
0016losen Vortrags, desto freudiger begrüßen wir das Beispiel
0017von Künstlerinnen wie die Brandt und die Barbi. Möchten
0018doch alle unsere jüngeren Sängerinnen an ihnen studiren
0019und von ihnen lernen — was eben gelernt wer-
0020den kann. Den Funken, welcher die todte Technik erst
0021zur göttlichen Flamme entfacht, den müßten sie aller-
0022dings zur Lection schon mitbringen. Fräulein Brandt,
0023die man bei der Raschlebigkeit unserer Opernmenschen wol
0024schon zu den Veteraninnen zählen darf — sie hat eine fünf-
0025undzwanzigjährige ruhmvolle Bühnen-Carrière hinter sich —
0026wird heute weder durch ihre Stimme, noch durch ihr Aeußeres
0027einen Hörer bestechen, und dennoch lauschten wir ihren Vor-
0028trägen mit nicht ermüdender Hingabe und Bewunderung.
0029Unvergeßlich bleiben uns ihre dramatischen Schöpfungen:
0030ihr Fidelio, ihr Sextus, ihre nie wieder erreichte Fides.
0031Anstatt die vordringlichen Stacheln dieser an Caricatur
0032streifenden Partie noch herauszukehren, wie das um des
0033Effectes willen meist geschieht, hat sie dieselben überall ge-
0034mildert, verhüllt, um desto kräftiger hervorzuheben, was
0035irgend gut und echt ist in dieser Musik. Zum erstenmale
0036begegneten wir jetzt Fräulein Brandt im Concertsaal, als
0037Liedersängerin. Da erwies sie sich jedem Styl, jeder Empfin-
0038dung gerecht; überall hatte sie die Bedeutung des Gedichtes
0039tief in sich aufgenommen, bis ins einzelne Wort studirt,
0040ohne das einzelne Wort mit theatralischem Nachdruck zu
0041unterstreichen. Am vollendetsten erschien mir ihr Vortrag in 
0042der von Schubert componirten Klopstock’schen Ode „Dem
0043Unendlichen“. Wie plastisch trat da jeder Satz, jede Periode
0044heraus, welche Weihe ruhiger Begeisterung lag über dem
0045Ganzen! Mit starker Leidenschaft faßte sie das wild aufstür-
0046mende Lied von BrahmsWeit über das Feld“. Dieses sehr selten
0047gehörte Lied steht in ein und demselben Heft (op. 3) mit dem so
0048populär gewordenen „Liebestreu“ und — auffallend genug —
0049in derselben Tonart, Es-moll. Der neudeutschen Schule
0050brachte Fräulein Brandt eine dreifache Huldigung: mit
0051Lassen’sIn der Nacht“, Wagner’sTreibhaus“ (Studie
0052zu Tristan und Isolde) und Liszt’sLoreley“. Drei finstere
0053Parzen, von denen die dritte zwar nicht unserem Leben, aber
0054doch unserer Geduld den Faden abschnitt. Mehrere kleinere
0055melodiöse Lieder brachten das Publicum wieder in gemüth-
0056lichere Stimmung; darunter das zur Wiederholung verlangte
0057Weißt du noch“ von Fischhof, welches auf dem besten
0058Wege ist, der beliebten „Nachtigall“ dieses Autors Concurrenz
0059zu machen.


0060Ueber Alice Barbi vermöchte ich nur zu wiederholen,
0061was ich im vorigen Jahre Rühmendes von dieser liebens-
0062würdigen und eigenartigen Gesangskünstlerin gemeldet habe.
0063Ihr Concert vom 14. d. M. war das glänzendste der
0064ganzen Saison; die beste Gesellschaft Wiens füllte den weiten
0065Raum des großen Musikvereinssaales. Vortheilhaft für die
0066Sängerin war dieser Saal wol nur in finanziellem Sinne;
0067für intimen Liedervortrag, dem wir auch räumlich näher
0068gerückt sein wollen, ist er ungeeignet und nöthigt
0069die Sängerin leicht zu größerer Anstrengung. Die
0070sympathische, keineswegs starke Stimme der Barbi 
0071und ihre Vortragsweise fühlen sich heimischer in kleinerem
0072Raume. Demungeachtet entzückte Fräulein Barbi auch hier
0073die Zuhörer, am meisten wieder mit den italienischen Ge-
0074sangsstücken von Caldara, Gluck, Salvator Rosa 
0075und der „Zingarella“ von Jomelli. Ihre ruhige, schöne
0076Tonbildung, ihr unvergleichliches Portamento, ihr edles
0077Pathos hoben auch die Beethoven’sche Arie „Ah
0078perfido“ zu einer Wirkung, welche dieses Stück nur bei ganz
0079vollendeter Vortragskunst zu erreichen pflegt. Wie die
0080Brandt in den ersten Tacten der Schubert’schen Hymne,
0081so entfaltete Alice Barbi gleich in dem Recitativ der Per-
0082fido-Arie den ganzen Adel ihrer Gesangskunst. Es ist ein
0083vielverbreiteter Irrthum, die „große Gesangskünstlerin“ nur
0084in der virtuosen Coloratur zu suchen und zu erkennen. Weder
0085die Brandt noch die Barbi hatten in ihrem Programm eine 
0086Bravour-Arie, Beide wirkten durch die vollendete Tonbildung
0087und den großen Styl, womit sie die einfachste getra-
0088gene Melodie vortrugen. Ein paar Anfangstacte, wie
0089die früher erwähnten von Schubert und Beethoven 
0090— und wir wissen, mit wem wir es zu thun
0091haben, und ziehen den Hut. Gegen Fräulein Brandt 
0092steht die Barbi übrigens im Vortheil durch den noch un-
0093verkümmerten Reiz ihrer Stimme und ihrer Erscheinung.
0094Man hört eine Sängerin nicht blos mit dem Verstande
0095und der nachhelfenden Phantasie; die lebendigen Sinne er-
0096heben ihre Ansprüche in jeder Kunst, und darum bleibt immer
0097noch ein Unterschied zwischen bewunderndem Anerkennen und
0098vollem, reinem Genießen. Die Kunst des Sängers vermag
0099die Linie, bis zu welcher wir auf den sinnlichen Wohlklang
0100der Stimme verzichten können, oft erheblich auszudehnen,
0101aber schließlich kommt sie doch an einer Grenze an, wo die
0102Grausamkeit der Natur nicht weiter mit sich unterhandeln
0103läßt. Unter den deutschen Liedern, die Fräulein Barbi mit
0104einer für eine Italienerin ungewöhnlichen Beherrschung der
0105Sprache vortrug, machten die Brahms’schen („Mädchen-
0106lied“, „Meine Lieb’ ist grün“, „Vergebliches Ständchen“) die
0107beste Wirkung. Den Schubert’schen Liedern haftete für
0108uns doch etwas Fremdartiges an. Ein so lang verhallendes
0109Pianissimo, so fein ausgesparte Tonschattirungen, wie
0110Fräulein Barbi sie in der „Lieben Farbe“ anbringt, über-
0111malen gerade die uns liebe Farbe dieses Liedes, mischen ihr
0112etwas Verfeinertes, Künstliches bei, das weder in falscher
0113Auffassung, noch in eitler Schönthuerei seinen Grund
0114hat, sondern einzig in dem fremden Nationalgeist. Der
0115Deutsche sieht im Liede mehr auf die einheitliche Wärme und
0116Natürlichkeit des Vortrages, als auf feinste Nuancen; er
0117dürfte deßhalb für Schubert den schlichteren Ausdruck eines
0118Gustav Walter oder einer Hermine Spies vorziehen. Das
0119Publicum, das sonst alle „Zwischennummern“ mehr über-
0120steht, als genießt, fühlte sich diesmal durch die trefflichen
0121Leistungen der Brüder Thern und des Violoncellisten
0122Ferdinand Hellmesberger aufrichtig erfreut. Brauchen
0123wir zu erwähnen, daß Fräulein Brandt wie Fräulein Barbi 
0124mit Blumen und Kränzen überschüttet wurden? Der Lorbeer,
0125der seit Beginn der Concertsaison vielfach vergeudet worden
0126ist — hier war er verdient.


0127Nicht blos zwei Meistersängerinnen, auch einen ganzen
0128wohlgeschulten Chor von Männern, Frauen und Kindern hat
0129uns die verflossene Woche gebracht: die russische National-[2]
0130Capelle des Herrn Slaviansky d’Agreneff. Diese
0131Sänger fesseln Auge und Ohr mit dem Zauber einer frem-
0132den Welt. Wie hübsch ist schon ihr Eintreten! Paarweise
0133marschiren sie herein, die Kinder voran, alle in ihrem kleid-
0134samen Nationalcostüm, am reichsten geschmückt der Herr und
0135Meister mit seiner Gattin. Ein sympathisches, inter-
0136essantes Paar. Herr d’Agreneff, dessen Aeußeres leb-
0137haft an den unvergeßlichen Roger erinnert, betritt
0138ein niedriges Postament und singt mit angenehmer, weicher
0139Tenorstimme die erzählenden Strophen einer Riesen-Ballade,
0140in deren Refrain der Chor jedesmal einfällt. Die eigentlichen
0141Lieder werden ohne Vorsänger vom ganzen Chor vorgetragen,
0142Alles vollkommen exact und Alles auswendig, was uns ins-
0143besondere von den herzigen kleinen Kindern überrascht, die,
0144ganz vorne stehend, so sicher und rein die Oberstimme singen.
0145Von dem Dirigenten nur mittelst leicht andeutender Hand-
0146bewegung geleitet, bewahren die Sänger, etwa fünfzig an der
0147Zahl, die schönste Uebereinstimmung in dem häufigen Wechsel
0148des Zeitmaßes wie in allen Schattirungen der Tonstärke.
0149Letztere wissen sie zu einem überraschenden Pianissimo abzu-
0150schwächen, wie wir es so zart, echoartig, noch von keinem
0151Chore gehört. Eine Specialität der Russen sind bekanntlich
0152ihre tiefen Baßstimmen, der Stolz der Petersburger und
0153Moskauer Kirchenmusik. Auch in Agreneff’s Chor tauchten
0154die Bässe wiederholt bis ins tiefe a und g, also noch fünf
0155bis sechs Töne unter das berühmte und gefürchtete „Doch“
0156Sarastro’s. Die Tenore und die Frauenstimmen klingen
0157nicht besonders schön, am besten die Kinderstimmen. Sowol die
0158Leistungen dieser Sänger, wie ihre Nationallieder selbst geben
0159Zeugniß von dem ungewöhnlichen musikalischen Talent des
0160russischen Volkes. Herr d’Agreneff, ebenso begeisterter
0161Patriot wie Musiker, hat sich die Propaganda der russischen
0162Volksmusik mit schönem Erfolge zur Lebensaufgabe gemacht.
0163Welch großes, noch unverbrauchtes Kapital steckt in diesen
0164originellen, träumerisch weichen, selbst die Fröhlichkeit
0165schwermüthig anhauchenden Nationalgesängen! Rubinstein 
0166hat daraus mit kunstverständiger und glücklicher Hand ge-
0167schöpft in vielen seiner Lieder und Clavierstücke, in seinen
0168Opern: „Die Kinder der Haide“, „Feramors“, „Dämon“.
0169Hingegen an dem krankhaften Raffinement, dem Häßlichkeits-
0170cultus, der die jüngeren russischen Componisten kennzeichnet,
0171haben die Volksmelodien keine Schuld; diese sind immer
0172wahr und natürlich. Der große Erfolg der russischen Vocal-
0173Capelle in Wien ist begreiflich und verdient. Eine Wohlthat
0174nennen wir’s, wenn einmal zwischen die abwelkenden Haide-
0175felder unserer civilisirten Concerte sich plötzlich ein Strom
0176ursprünglicher Volksmusik ergießt. Wir haben uns daran
0177gelabt und erfrischt.


0178Herr Hofcapellmeister Richter ist zur Freude aller
0179Musikliebhaber von seiner Influenza glücklich genesen; nur
0180einige Schwäche und Mattigkeit waren noch zurückgeblieben —
0181im Programm des Philharmonischen Concerts. Meister von der
0182beispiellosen Fruchtbarkeit Haydn’s und Mozart’s hatten
0183auch bisweilen ihr schwächeres Stündchen, sie schrieben auch
0184keineswegs Alles für die Nachwelt, sondern gar Manches für
0185bestimmte Gelegenheiten und gesellige Kreise. Solche Stücke
0186sind die D-moll-Symphonie von Haydn und das Notturno 
0187für vier Orchester von Mozart, Compositionen, welche uns
0188bis über den Kopf in eine unwiederbringlich verlorene Un-
0189schuldswelt tauchen. Wir haben beide Stücke im letzten
0190Philharmonie-Concert gehört — beide, und darin steckte der
0191Fehler. Jedes für sich würde ein entgegenkommendes Pu-
0192blicum gefunden haben, das dem unmittelbaren Eindruck
0193mit einem kleinen Nachschub von Pietät und historischem
0194Interesse gern beigesprungen wäre. Aber zwei hundert-
0195jährige, schwächere Werke großer Meister, sieben himmel-
0196blaue Sätze, in welchen gar nichts Unerwartetes, nicht das
0197geringste Unglück geschieht — das ist für unsere verderbte
0198Zeit zu viel auf einmal. Die Haydn’sche Symphonie 
0199war im Vortheil, denn sie kam zuerst an die Reihe und
0200fand im Publicum noch eine unverbrauchte, günstige Stim-
0201mung. Obendrein ist sie in Wien niemals gegeben, je nie-
0202mals in Partitur gedruckt worden. Herrn Eusebius Man-
0203dyczewski
, von dem wir auch die Fortsetzung von
0204Pohl’s Haydn-Biographie erwarten, gebührt das Verdienst,
0205die geschriebene Partitur aus dem Archiv der Gesellschaft
0206der Musikfreunde zu Tage gefördert zu haben. Ihr bester
0207Satz ist das Presto-Finale mit seinem leise anpochenden
0208synkopirten Thema und unterschiedlichen Instrumentalwitzen.
0209Der erste Satz bietet wenig Neues, desgleichen der Menuett,
0210man glaubt beide schon gehört zu haben. Das Adagio ist
0211ein Zopf, und keiner von den kurzen. Interessant durch seine
0212ungewöhnliche Form ist das Mozart’sche „Notturno“
0213(Nr. 286 in Köchel’s Katalog). Seine drei Sätze — An-
0214dante, Allegretto grazioso und Menuett, alle drei in
0215D-dur — sind für vier Orchester geschrieben, deren jedes
0216aus dem Streichquartett und zwei Hörnern besteht. Am
0217Schlusse einer zusammenhängenden Phrase wird jedes dieser
0218Orchester immer von dem nächsten abgelöst. Dadurch ent-
0219steht ein dreifaches Echo, eines immer schwächer als das an-
0220dere; gewiß ein allerliebster Scherz. Wenn aber Otto Jahn als
0221besonders anerkennenswerth hervorhebt, „daß der Spaß nicht
0222allzu lange dauert“, so möchten wir gerade dieses Lob
0223nicht unterschreiben. Freilich darf man nicht vergessen, daß
0224diese Nachtmusik offenbar für einen großen Park bestimmt
0225war und ihre eigenthümlichsten Effecte im Concertsaal ver-
0226sagen. Es herrscht eine liebliche Mozart-Stimmung in dem
0227Ganzen, Alles athmet Wohllaut und sanfte Fröhlichkeit. Für
0228so gleichartigen Inhalt scheint mir das Notturno doch zu
0229weit ausgesponnen. Es ermüdete das Publicum, welches, wie
0230gesagt, mit heiterer Lebensweisheit bereits von Haydn voll-
0231auf gesättigt war. Nach diesen beiden classischen Schäfer-
0232gedichten brachte Liszt’s zweite Rhapsodie eine nicht uner-
0233wünschte moderne Aufrüttelung. In diesem wild dahinflüthen-
0234den Stück arbeitet ein hinreißender sinnlicher Zauber. In-
0235strumentirt ist es mit blendender Farbenpracht; schade nur,
0236daß es in der Coda zu viel und zu lange des Guten thut.
0237Auch das Clavier kam diesmal zu Wort: eine junge Polin,
0238Fräulein Melanie v. Wienzkowska, spielte mit bedeuten-
0239der Fertigkeit und lohnendem Erfolg Rubinstein’s 
0240D-moll-Concert, das allerdings unter des Componisten
0241eigenen Händen noch ganz anders wirkt. Es hat
0242sich geziemt, daß auch die Philharmoniker durch diese Auf-
0243führung ihren Antheil bezeigten an Rubinstein’s fünfzig-
0244jährigem Künstler-Jubiläum. In allen Städten Europas
0245erklangen musikalische Huldigungen für den vielgesungenen,
0246vielgespielten und vielgeliebten Componisten; auch in Jour-
0247nalen und Broschüren wurde die Pauke seines Ruhmes
0248tapfer geschlagen. Kaum aber hat ein Journalist so begeisterte
0249Worte über Rubinstein gefunden, wie die Sängerin Marianne
0250Brandt, welche ihn in einem Wiener Blatt abwechselnd
0251mit der Sonne, mit dem Eiffelthurm und dem Demant ver-
0252gleicht. Am höchsten aber preist sie das Herz dieses „gott-
0253begnadeten Menschen“, „das gediegene Gold seines Ge-
0254müths“. Dafür erbringt sie aus ihrem eigenen Leben einen
0255merkwürdigen Beweis. Fräulein Brandt hatte als Leah 
0256nach der sechsten Wiederholung von Rubinstein’s „Makkabäern“
0257in Berlin einige erleichternde Striche in ihrer überaus an-
0258strengenden Rolle gemacht. „Verzeihen Sie,“ bat sie den
0259erzürnten Componisten, „aber es mußte sein, ich war schon
0260ganz hin!“ — „Besser, die Sängerin ist hin, als
0261die Oper
,“ erwiderte Rubinstein. Ganz das goldene Ge-
0262müth Friedrich’s des Großen, der bei Kolin seinen ermatten-
0263den Soldaten zuruft: „Ihr Hunde, wollt ihr denn ewig
0264leben?!“