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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 11938. Wien, Mittwoch, den 17. November 1897

[1]

„Die heilige Ludmilla.“

(Oratorium von Anton Dvořak. Erste Aufführung im Gesellschafts-Concert am 14. November 1897.)


0003Ed. H. Die Engländer, in Bezug auf musikalisches
0004Talent nicht übermäßig gut angeschrieben, verdienen gleich-
0005wol den Ruhm eifriger Schützer und Förderer der Ton-
0006kunst. Durch enthusiastische Aufmunterung und directen
0007Auftrag haben sie zahlreiche große Tondichtungen, insbeson-
0008dere geistlichen Inhalts, hervorgerufen und die Componisten
0009zur Leitung derselben eingeladen. Von Haydn angefangen
0010bis zu Spohr und Mendelssohn, Raff, Gou-
0011nod
und Dvořak. Das Bedürfniß nach neuen Oratorien
0012hat sich beinahe ganz auf England zurückgezogen. In
0013Deutschland leben von modernen Oratorien nur die beiden
0014Mendelssohn’schen unverkümmert fort, während die
0015von Loewe, Hiller, Reinthaler, Meinardus,
0016Rubinstein etc. rasch verschwunden sind. Was auslän-
0017dische Tonsetzer in diesem Fach geschaffen, Gounod,
0018Massenet, Tinel und die Engländer, konnte bei
0019uns noch weniger Wurzel fassen. Gegenwärtig herrscht
0020eine völlige Stagnation auf diesem Gebiete. Das Bedürfniß
0021nach musikalischer Verherrlichung der Bibel und Heiligen-
0022Legende hat auffallend nachgelassen; nur das sogenannte
0023weltliche oder Halb-Oratorium, das, wie Schumann’s
0024Paradies und Peri“, blos die Form auf einen pro-
0025fanen Stoff überträgt, erhält sich ausnahmsweise in
0026wenigen glücklichen Exemplaren. Der in der öffentlichen
0027Gunst bedenklich sinkenden Kunstgestaltung versucht man jetzt
0028auf zwei Wegen zu Hilfe zu kommen. Einmal, indem man
0029die musikalisch werthvolle Form des Oratoriums weltlicheren
0030Stoffen eröffnet, sodann indem man die biblischen Hand-
0031lungen durch opernmäßige Einkleidung neu belebt. Letzteren
0032Weg hat Rubinstein mit seinem „Moses“ und „Christus“
0033eingeschlagen, Oratorien, die im Costüm bühnenmäßig auf-
0034geführt werden als „geistliche Opern“. Damit biegt das
0035Oratorium wieder zu seinen ersten Anfängen, zu der
0036theatralischen Vorstellung des 17. Jahrhunderts zurück. Ob 
0037Rubinstein’s Versuch sich erhalten oder wenigstens die
0038Gattung erhalten werde, muß die Zeit lehren. Unbeirrt
0039von der Zeitströmung, erhält sich die Popularität des Ora-
0040toriums noch bei den Engländern. Ihnen ist offenbar die
0041Vermischung ästhetischer mit kirchlicher Andacht, die Ver-
0042bindung von Musik und Bibel ein fortdauerndes Bedürf-
0043niß. Zur Befriedigung derselben sparen sie weder Mühe
0044noch Kosten, zumal für den Import aus dem Ausland,
0045nachdem ihre einheimische Production, qualitativ wenigstens,
0046doch nicht genügen mag. An Quantität läßt diese Ernte
0047allerdings nichts zu wünschen übrig, ja sie erregt geradezu
0048unser Erstaunen. Welche Menge neuer Oratorien und
0049Cantaten von Mackenzie, Stuart, Macfarren,
0050Sullivan, Villers-Stanford, Cowen haben in den
0051letzten 20 Jahren die regelmäßig wiederkehrenden Festivals
0052in Leeds, Birmingham, Liverpool verbraucht! Mit diesen
0053patriotischen Triumphen mußten die englischen Erzeugnisse
0054sich bis jetzt begnügen; über den Canal will nichts davon
0055dringen. So bezieht denn England, trotz der eigenen Frucht-
0056barkeit an Oratorien, nicht das Meiste, aber doch das Beste
0057von auswärts. Dazu gehört auch Dvořak’sHeilige
0058Ludmilla“, die im October 1886 auf dem Musikfest zu
0059Leeds unter persönlicher Leitung des Componisten ihre erste
0060Aufführung erlebt hat. „The specter’s bride“ von
0061Dvořak war ihr 1885 in Birmingham vorangegangen.
0062Auch sein „Stabat Mater“ hat Dvořak zuerst in England 
0063aufgeführt.


0064Die specielle Bestimmung für England ist nicht ohne
0065Einfluß auf die Physiognomie der „Heiligen Ludmilla“ ge-
0066blieben. Mir scheint, es spreche aus dieser Musik stärker die
0067Passion der Engländer, als die unseres Dvořak für das
0068geistliche Oratorium. Unstreitig ist „Ludmilla“, ein hervor-
0069ragendes, ernstes Werk, kunstvoll und reich an fesselnden
0070Schönheiten. Aber durch alle diese Schönheiten hindurch be-
0071schleicht uns doch die Empfindung, daß Dvořak hier nicht
0072seine volle Individualität, sein eigenstes Selbst ausgeströmt,
0073sondern halb-englisch zu componiren getrachtet habe. Er
0074schlägt da eine gewisse traditionelle, theils an Händel,
0075theils an Mendelssohn, mitunter auch an Haydn mahnende 
0076Weise an, die uns an seiner starken Begeisterung für diesen
0077Stoff, für diese Kunstform ein wenig zweifeln läßt. Die
0078musikalische Eigenart, die uns an Dvořak entzückt, lebt über-
0079zeugend in seinen Instrumental-Compositionen,
0080insbesondere in seiner Kammermusik. Mit Dvořak’s Quar-
0081tetten, Quintetten, Trios, auch mit seinem Sextett, seinen
0082Symphonien und Ouvertüren ist an Originalität und Frische
0083der Erfindung weder „Ludmilla“ noch „Die Geisterbraut“
0084zu vergleichen, so viel mehr an Arbeit und Anstrengung an
0085diesen größeren Werken auch hafte. Von einem Niedergang
0086der Schaffenskraft kann bei Dvořak keine Rede sein, an-
0087gesichts der vielen nach der „Ludmilla“ componirten reizen-
0088den Instrumentalwerke. Ich glaube, daß sowol geistliche 
0089wie dramatische Musik seiner speciellen Neigung
0090und Begabung etwas abseits liegen. Wie viel leichter und
0091glücklicher verkehrt Dvořak mit den Instrumenten, als mit
0092den Singstimmen. Und wie viel mehr lyrische als dramatische
0093Seele haben diese bei Dvořak! Vorgeschriebene Textworte,
0094für die Mehrzahl der Componisten eine Stütze und Kraft-
0095quelle, werden für Dvořak’s Phantasie leicht zur Fessel. Ich
0096möchte nur einige reizende Lieder ausnehmen, auf denen der
0097Thau slavischer Volksweisen glänzt. Bei dem wohlbegründeten
0098großen Ruf dieses Tondichters hätte es sonst auch schwerlich
0099zehn volle Jahre gebraucht, bis seine „Ludmilla“ auf deut-
0100schem Boden landete. Auch seiner zwei großen Opern
0101Dimitri“ und „Der Jacobiner“ müßten längst sich unsere
0102Bühnen bemächtigt haben. An musikalischen Schönheiten
0103ersten Ranges fehlt es beiden nicht.


0104Dvořak ist ein treuer Sohn seiner czechischen Heimat.
0105Volksthümliche slavische Anklänge durchziehen erfrischend die
0106meisten, die besten seiner Werke. In dem Oratorium
0107Ludmilla“ sah er sich von diesem Jungbrunnen so gut
0108wie ausgeschlossen. Allerdings spielt Dvořak’s Oratorium
0109in Böhmen, aber in dem heidnischen Böhmen des zehnten Jahr-
0110hunderts; der Sieg des Christenthums über die heidnische
0111Bevölkerung ist in anderen Ländern ganz ähnlich vor sich
0112gegangen. An national czechische Melodien und Rhythmen
0113konnte hier Dvořak höchstens ganz leise anspielend erinnern,
0114wollte er nicht durch einen anachronistischen nationalen [2]
0115Realismus dem Stoffe Gewalt anthun und den Styl des
0116Oratoriums verletzen. So sehen wir ihn denn in der „Lud-
0117milla“ ein wenig gehemmt, eingezwängt zwischen seiner
0118innersten Neigung und den äußeren Bedingungen: zwischen
0119böhmisch und englisch, zwischen weltlich und geistlich.


0120Die ziemlich dürftige Handlung ist bald erzählt. Lud-
0121milla, die schöne Tochter des Fürsten der Pschower, ist, wie
0122das ganze böhmische Volk, dem Heidenthum ergeben. Wir sehen
0123sie zu Anfang der Nationalgöttin Baba opfern. Ivan, ein christ-
0124licher Einsiedler, durchschreitet furchtlos die versammelte Menge
0125und stürzt mit seiner Axt das Götzenbild. Das erschreckte Volk
0126läßt ohne den geringsten Widerstand den Gottesmann ruhig
0127abziehen. Von der Hoheit seiner Erscheinung und seiner
0128Lehre tief bewegt, folgt ihm Ludmilla nach seiner im Waldes-
0129dickicht versteckten Hütte. Ihre Begleiterin Svatava hat nur
0130die Mission, als Altistin das Vocalquartett zu vervoll-
0131ständigen; in die Handlung greift sie nirgends ein. Da
0132erscheint plötzlich, auf einer Jagdpartie begriffen, Fürst
0133Bořivoj. Er dringt bis zur Klause Ivan’s vor und verliebt
0134sich augenblicklich in Ludmilla. Anfangs zögernd, verspricht
0135ihm diese ihre Hand unter der Bedingung, Svantovit, Rad-
0136gost, Baba und wie die übrigen Götter alle heißen,
0137abzuschwören und die Taufe zu empfangen. Bořivoj 
0138zögert keine Minute. Es ist, wie man sieht, mehr ein
0139Triumph der Liebe als des Glaubens. Dem ernsten Ton-
0140dichter erwächst aus diesen halbschürigen, zwischen irdischer
0141und himmlischer Liebe zappelnden Scenen der beiden Ver-
0142lobten eine eigenthümliche Schwierigkeit. Soll er aufrichtig
0143reden nach ihrem Herzen oder frömmeln nach ihrem
0144Munde? Noch in der dritten Abtheilung schwärmen die
0145Neuvermälten von der Taufe, dem „über ihre Stirne
0146träufelnden heiligen Naß“, während sie in diesem Moment
0147offenbar nur an ihre glückliche Vereinigung denken. Der
0148Componist muß sich da herzhaft entscheiden: entweder Rosen
0149oder Weihrauch. Ivan segnet und vermält Ludmilla mit
0150Bořivoj, dem ersten christlichen Herzog von Böhmen, in-
0151mitten des jubelnden Volkes, das auch sofort summarisch
0152die Religion des Fürsten annimmt. So schließt das Ora-
0153torium in vollem Glück und Sonnenglanz. In Wirklichkeit
0154hat die fromme Ludmilla nicht so fröhlich geendet. Sie war 
0155eine eifrige Christin geworden und erzog auch ihren Enkel,
0156den heiligen Wenzel, in diesem Glauben. Als nach dem Tode
0157von Wenzel’s Vater, Wratislav, dessen heidnische Witwe
0158Drahomira sich der Regierung bemächtigte, siegte wieder die
0159heidnisch-nationale Partei über die christliche. Ludmilla, die
0160Seele dieser Partei, wurde am 15. September 921 auf
0161ihrem Witwensitz, der Burg Tetin, durch ihre Schwieger-
0162mutter ermordet. Ihre Leiche ist in der St. Georgskirche
0163nächst der Hradschiner Burg beigesetzt; sie selbst wird be-
0164kanntlich als eine der vornehmsten Heiligen des Landes
0165verehrt.


0166Der Dichter und noch mehr der Componist war be-
0167müht, diese dürftige Handlung nach allen Seiten zu strecken
0168und zu dehnen, um dem Oratorium die für England er-
0169forderliche Länge zu geben. Die Engländer erfreuen sich
0170einer musikalischen Verdauungskraft, zu welcher der Deutsche
0171nur staunend aufblickt. Die vollständige „Ludmilla“ dauert
01723½ bis 4 Stunden. Zu viel für Wien! Neben der Einsicht
0173Director v. Perger’s, welcher sehr ausgiebige Kürzungen
0174vorgenommen, rühmen wir die liebenswürdige Bescheidenheit
0175Dvořak’s, der sie ohne Umstände genehmigt hat. Es ist
0176freilich nicht so sehr die absolute Zeitdauer eines Tonwerkes,
0177als der gleichförmige Charakter seiner Bestandtheile, was
0178uns ungeduldig macht. Die „heilige Ludmilla“ ermüdet durch
0179den Mangel an contastirenden Stimmungen, an wechselnden
0180Ereignissen. Die starken Contraste in Mendelssohn’s „Paulus“
0181und „Elias“, wo die Chöre von Juden, Heiden und Christen
0182einander befehden, sie standen dem Componisten der „Lud-
0183milla“ nicht zu Gebote. Er hat nur Ein Volk, seine böh-
0184mischen Landsleute, zu componiren, und diese betragen sich
0185als Heiden ebenso liebenswürdig und gemüthlich, wie
0186später als Christen. Eine feindliche Menge stellt sich ihnen
0187weder hier noch dort entgegen. Den einzig Andersgläubigen,
0188den frommen Einsiedler Ivan, lassen sie ruhig abziehen,
0189nachdem er ihre Götzenbilder zerschlagen. Sie rühmen noch
0190an ihm, daß er „nur mit einer Axt“ bewaffnet sei. Was
0191soll er denn sonst noch haben, etwa ein Lefaucheux-Gewehr
0192im zehnten Jahrhundert? Noch homogener in ihrem edlen
0193Charakter sind die Solopartien, Ludmilla, Svatava, Ivan 
0194und Bořivoj; sie überfließen von Milde und Gottesfurcht. 
0195Vortrefflich für ihre ewige Seligkeit, aber nicht für den
0196Erfolg Dvořak’s. Dieser hat denn auch sein Bestes in den
0197Chören geleistet, welche ja vornherein schon durch die
0198Kraft imposanten Zusammenklangs im Vortheil stehen.
0199Und im plastischen Aufbau dieser Chöre, in ihrer klaren
0200Stimmführung und wirksamen Contrapunktik zeigt sich
0201Dvořak hier als Meister seiner Kunst.


0202In der ersten Abtheilung herrschen die Chöre vor,
0203zum entschiedenen Gewinn des Ganzen. Dvořak’s Phantasie
0204scheint hier durch das Studium Händel’s genährt und er-
0205starkt. Gleich der Eingangschor, dessen düstere Färbung sich
0206gegen das Ende erhellt, ist von großer Wirkung. Des-
0207gleichen der folgende fröhliche Chor in raschem Sechs-
0208Achtel-Tact, „Büthe, die der Lenz geboren“. Dramatische
0209Bewegung regt sich mit den Herannahen Ivan’s („Horch,
0210was soll dies Geräusch?“) und wächst bis zu dem
0211schön verhallenden Pianissimoschluß. Mit überwältigen-
0212der Kraft setzt der Schlußchor ein („Nun bricht Alles zu-
0213sammen!“), zuerst unisono, dann fugirt, später in dem
0214Anrufen des „ewigen Lichtes“ sich zu mäßigerem Tempo
0215besänftigend. Die Soprane schweben mit dem hohen A und G
0216majestätisch über den Chormassen, während im Orchester
0217kurze Triller wie Leuchtkäfer hin und wieder fliegen. Die
0218Instrumentirung bleibt das ganze Werk hindurch glänzend,
0219ohne bizarr zu werden. An ihren Reizen erfreut sich das
0220feine Ohr auch in jenen Nummern, bei deren melodiöser
0221Erfindung es mehr oder weniger darbt. Die Sologesänge
0222stehen an charakteristischer Schärfe wie an musikalischer
0223Schönheit merklich hinter den Chören zurück. Mit einziger
0224Ausnahme von Ivan’s erstem Auftreten, zeigen alle Solo-
0225gesänge nur geringe Kraft und Originalität. Ludmilla’s
0226B-dur-Arie, die sich aus dem gleichmäßigen Rhythmus des
0227Neun-Achtel-Tactes gar nicht herauswinden kann, klingt, so wie
0228ihre darauffolgende („Vergönne mir“) farblos und weichlich,
0229ungefähr an Lohengrin’s Elsa erinnernd. In diesen und
0230anderen Gesängen des Oratoriums geräth Dvořak, dessen
0231Rhythmik sonst obenan steht in seiner Kunst, in rhythmischen
0232Bankerott. Fast Alles, was Ludmilla singt, bewegt sich in
0233einer gleichmäßig empfindsamen Monotonie, wohlklingend
0234aber farblos. Die zweite Abtheilung leidet im Gegensatze [3]
0235zur ersten unter dem Vorherrschen der Sologesänge. Weder
0236die salbungsvolle Ansprache Ivan’s, noch Bořivoj’s Arie
0237vom „Wunderlieblichen Mädchen“, noch seine zweite in „O, zeige
0238mir den Weg“ tragen ein rhythmisch oder melodisch origi-
0239nelles Gepräge. Sehr tugendhafte Musikstücke, aber kein
0240Dvořak. Aus diesem sentimentalen Halbschlummer erweckt
0241uns der stolze Flügelschlag des Finales: ein Quartett mit
0242Chor, der in einen von tremolirenden Geigen getragenen
0243Engelchor ausklingt. Daß der Effect etwas opernmäßig auf-
0244tritt — Ludmilla hat mit ganzer Kraft das hohe b und ces
0245zu halten, während alle Elemente des Orchesters aufgewühlt
0246sind — wollen wir hier nicht allzu sehr betonen. Wenigstens
0247ist wieder eine starke Wirkung da. Die dritte Abtheilung
0248macht (da die Solonummern hier wegbleiben) den Eindruck
0249eines zusammenhängenden großen Finales. Das Vorspiel
0250alla marcia mit dem anschließenden Chor ist harmonisch
0251wol das originellste Stück der Partitur; es hält nämlich
0252consequent fest an der uns fremdartig berührenden phrygi-
0253schen Tonart (d-moll mit der Sext h anstatt b und dem
0254Leitton c anstatt cis.) Dieses prächtige Musikstück wirkt an-
0255fangs durch seine von Svatava intonirte einschmeichelnde
0256Cantilene („Du, der Welten Allbeherrscher“), interessirt dann
0257lebhaft durch geistreiche Contrapunktik und Harmonie und
0258erreicht schließlich mit Aufgebot aller Chor- und Orchesterkräfte
0259einen überwältigenden Effect.


0260Dvořak’s „Heilige Ludmilla“ hat unser Publicum zu leb-
0261haftem Beifall hingerissen. Nach den meisten Nummern und
0262am Schluß jeder Abtheilung erscholl anhaltender Applaus, für
0263den der Componist aus der Directionsloge wiederholt
0264dankte. An das Einstudiren des sehr schwierigen und an-
0265strengenden Werkes hat Director v. Perger den größten
0266Fleiß verwendet; das Resultat lohnte seine Bemühungen.
0267Die Chöre, an deren Stimmkraft und Tactfestigkeit der
0268Componist nicht geringe Ansprüche stellt, sowie das über-
0269reich bedachte Orchester leisteten Außerordentliches. Die
0270Solopartien wurden von der bewährten Kammersängerin
0271Frau Wilhelmj aus Wiesbaden, von Fräulein Helene
0272Schemmel, einer talentvollen, stimmbegabten Schülerin
0273unseres Conservatoriums, endlich von den Hofopernsängern
0274Herrn Gießen und Herrn Hesch mit hingebender
0275Sorgfalt und lohnendem Erfolg gesungen.