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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 12217. Wien, Sonntag, den 28. August 1898

[1]

Neue Bücher über Liszt und Wagner.


0002Ed. H. Fr. David Strauß in seiner Biographie 
0003Ulrich’s von Hutten und Friedrich Vischer in seiner Kritik 
0004dieses Buches haben gezeigt, daß ein Biograph, bei aller
0005Wärme für seinen Helden, doch nicht blindlings und kopf-
0006los in ihm aufgehen dürfe. Er müsse mit ruhigem Blute und
0007weiser „Ironie“ über seinem Gegenstand stehen. Gegen
0008dieses Gesetz verstoßen zumeist die Musiker-Biographen;
0009nicht die älteren, wie Otto Jahn, Thayer, Max
0010v. Weber, wol aber die neuesten. Wenn wir be-
0011haupten, daß Liszt und Wagner von ihren Biographen
0012zu Halbgöttern erhoben werden, so sagen wir wirk-
0013lich nur die halbe Wahrheit. Die Vergötterung ar-
0014beitet natürlich am handgreiflichsten nach der Seite hin,
0015wo der Held sie am nöthigsten hat. Also bei Wagner nach
0016der rein menschlichen, bei Liszt nach der schöpferischen.
0017Wagner’s Ruhm als Tondichter ist zu selbstbegründet, als
0018daß seine Vertheidigung heute eines besonderen Kraftauf-
0019wandes bedürfte; dafür wird die Schönfärberei seines Charak-
0020ters mit heuchlerischer Emsigkeit betrieben und Wagner als der
0021uneigennützigste Mensch, der hilfreichste College, der treueste
0022Gatte, der verläßlichste Freund geschildert. Die Liszt-Biographen
0023arbeiten in entgegengesetzter Richtung. An Liszt’s edlem
0024Charakter nagt kein Zweifell; wer je mit ihm persönlich oder
0025auch nur mit seinen gesammelten Briefen verkehrt hat, der
0026kennt und verehrt ihn als stets hilfreichen, selbstlosen, warm-
0027herzigen Menschen. Da muß denn in der Vergötterungs-
0028Biographie die andere Wagschale ausreichend belastet und
0029Liszt als einer der größten Tondichter aller Zeiten dar-
0030gestellt werden. Dahin strebt unter Anderm das neueste von 
0031Herrn Ed. Reuß verfaßte Buch.*) Thatsächlich Neues
0035haben wir nicht daraus erfahren. Ueber Liszt’s Lebensgang,
0036insbesondere seine glorreiche Virtuosen-Laufbahn, benützt der
0037Verfasser die bekannten Quellen; aus Eigenem spendet er
0038uns seine schrankenlose Bewunderung der Liszt’schen Com-
0039positionen. Das ist sein gutes Recht, so lange er nur seine persön-
0040liche Meinung äußert. Aber ungerecht und obendrein geschmacklos
0041ist es, wenn er in Bausch und Bogen jede abweichende An-
0042sicht über Liszt’s Compositionen als Bornirtheit und ge-
0043hässige Parteilichkeit brandmarkt. Gleich in dem Vorwort
0044schlägt er einen gereizt polemischen Ton an und klagt, daß
0045Liszt’s edelste Absichten verkannt, sein hochbedeutendes
0046Schaffen verhöhnt werden. Ich weiß nicht, worauf gerade
0047Herr Reuß den Anspruch auf Unfehlbarkeit gründet, gegen-
0048über Männern wie Ferdinand Hiller, Ehlert, Hauptmann, Otto
0049Jahn, Fr. Hinrichs und so vielen Anderen, welche persön-
0050liche Freunde und Verehrer des Componisten, aber nicht
0051seiner Compositionen waren. Es ist unsinnig, da von Neid
0052und Feindseligkeit zu sprechen. Kaum hat je ein Künstler
0053so günstiges Vorurtheil, so enthusiastische Sympathie für
0054sich gehabt wie Franz Liszt, da er nach seiner unvergleich-
0055lichen Virtuosen-Laufbahn mit großen Orchester- und Chor-
0056werken hervortrat. Alle Concertvereine beeilten sich, dieselben
0057würdig aufzuführen; das Publicum, überall nur aus Be-
0058wunderern Liszt’s bestehend, lauschte ihnen mit froher Er-
0059wartung. Wenn gleichwol die Compositionen des all-
0060gemeinen Lieblings nur laue Aufnahme fanden und trotz
0061der „Liszt-Vereine“ immer seltener auf den Programmen
0062erschienen, so muß die Schuld doch nicht allein an dem
0063Publicum und der Kritik gelegen haben.


0064Sehr irrthümlich rechnet es Herr Reuß zu den beson-
0065deren Verdiensten Liszt’s, daß er „für die Compositionen
0066Chopin’s und Schumann’s, die noch kaum dem Namen nach
0067bekannt waren (!), gewirkt und diese damit vor dem Fluche
0068des Verkanntwerdens zu ihren Lebzeiten bewahrt habe“.
0069Chopin hat für seinen Ruhm am besten selbst gesorgt, und
0070was Schumann betrifft, so ist er von Liszt total ignorirt
0071worden. Das hat Liszt selbst mit rühmenswerther Auf-
0072richtigkeit öffentlich und reuig einbekannt. Ebenso falsch ist
0073Reuß’ Behauptung, daß gleich anfangs „alle europäischen
0074Concertthüren sich vor Liszt’s Werken verschlossen haben, weil
0075seine bisherigen guten Freunde, denen er zu groß ge-
0076worden
, gegen ihn auftraten“.


0077Die Bewunderung des Verfassers beginnt natürlich
0078gleich bei Liszt’s Opus 1 (den 24 Etuden) und steigert sich
0079mächtig bei den „Apparitions“, deren dritte Nummer bekanntlich
0080einem köstlichen Walzer von Schubert ihren Reiz ver-
0081dankt. „Wol haben die Raben, die Eulen und die Geier“
0082(Reuß möchte auch den milden Schumann dazu zählen)
0083Liszt umkreist und mit gieriger Wuth auf seine Vernich-
0084tung gewartet, aber aus dem Staube, in dem er wie einst
0085Mazeppa niederstürzen sollte, hat er sich erhoben als
0086König u. s. w.“ Natürlich muß Herr Reuß auch einen
0087Stein auf die unglückliche Gräfin d’Agoult werfen, wie
0088dies bei den hypnotisirten Liszt-Anbetern Mode geworden.
0089Von ihr, die Alles verlassen hat, um in leidenschaftlicher
0090Hingebung Liszt zu folgen, heißt es: „Sie verstand ihm durch
0091ihr melancholisches Wesen eine Schlinge zu legen, in die er
0092hineingerathen mußte. Liszt’s Zurückhaltung reizte die Gräfin,
0093diesen Eroberer der ganzen Kunstwelt zu ihren Füßen zu
0094haben.“


0095Liszt hat für seine Concertvorträge virtuose Clavier-
0096stücke geschrieben, die man effectvoll, glänzend, interessant
0097nennen kann, denen aber kein Einsichtsvoller eine bleibende
0098hohe Bedeutung zuspricht. Um die große Mehrzahl derselben
0099kümmert sich thatsächlich kein Mensch mehr, seitdem sie nicht
0100mehr Liszt selber spielt. Aber welchen Opferrauch entzündet
0101Herr Reuß vor der Robert-Phantasie! Nicht Meyerbeer,
0102sondern erst Liszt habe den Themen ihre richtige tiefe Be-
0103deutung gegeben und den ganzen dämonischen Zauber her-
0104vorgerufen, den der Robert selbst nicht enthält. Der Ver-
0105fasser entdeckt darin „ein Meisterstück contrapunktischer Kunst,
0106wie ein solches die größten Contrapunktiker 
0107nicht besser geschrieben haben“. Und dieser blindbegeisterte
0108Liszt-Schwärmer klagt (S. 30) über „die blinde Begeisterung
0109Otto Jahn’s für Mozart“.


0110Sprichwörtlich war der ans Kindische grenzende
0111Liszt-Enthusiasmus der Berliner im Jahre 1842. Diese
0112tolle Schwärmerei mußte endlich einen Rückschlag erfahren [2]
0113und von dem ruhigeren Theile der Presse belächelt werden.
0114Nach Herrn Reuß hat diese Presse, welche den Berlinern
0115ihre warmen Gefühle für Liszt zuletzt verleidete, sich einen
0116unheilvollen Fehler zu Schulden kommen lassen. Sie vereitelte,
0117daß Berlin der Ausgangspunkt für die Entwicklung der
0118Musik in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts geworden
0119ist.“ Dieser Ausspruch ist bezeichnend für die geschichtliche
0120Auffassung des Herrn Reuß. Nach seiner Begeisterung über
0121Liszt’s Clavierstücke kann man sich ungefähr ausmalen, welches
0122Delirium den Autor angesichts der symphonischen Dichtungen
0123befällt. Man lese den Abschnitt über die Faust-Symphonie 
0124und speciell über den dritten Satz, den „Mephisto“, welcher
0125die Themen Faust’s und Gretchen’s höhnisch verunstaltet —
0126ein unmusikalisches, widermusikalisches Verfahren, wenn es
0127je eines gab. Dieser dritte Satz bildet nach E. Reuß 
0128„nicht blos ein, sondern das Meisterwerk musikalischer
0129Charakterzeichnung; es gibt kein anderes, das ihm
0130an die Seite gestellt werden könnte“. Selbstverständlich kann
0131Herr Reuß sich nicht entgehen lassen, neben Liszt’s
0132Symphonie „die als Ganzes und namentlich im Schlußchor
0133ganz verfehlte Faust-Musik Schumann’s“ zu
0134verwerfen. Gounod’s Faust vollends habe „noch viel
0135schlimmeres Unheil als der Schumann’sche angerichtet“.


0136Auch Hans v. Bülow, der doch mehr als irgend
0137ein anderer Künstler für die Verbreitung Liszt’scher Com-
0138positionen gethan, bekommt am Ende des Buches noch eine
0139schlechte Note, „weil er, anstatt seine Stellung in Hannover 
0140zu benützen, um seine alten Glaubenssätze weiter zu ver-
0141kündigen, den verglimmenden Funken der Brahms-
0142Verehrung zu einer neuen Flamme angefacht hat“. Herr
0143Reuß bezweifelt sogar, daß Bülow’s Eintreten für Brahms 
0144ganz ehrlich und aufrichtig gemeint war. Wer auch nur
0145einige von Bülow’s intimen Briefen an Brahms und über
0146Brahms gelesen hat, könnte den Verfasser über diesen
0147Punkt vollständig beruhigen. Die Wendung vom Liszt-Cultus
0148zu Brahms ist nur zu leicht erklärlich. Umgekehrt wird
0149man aber schwerlich einen hervorragenden Musiker citiren
0150können, der von Brahms sich zu Liszt bekehrt hat.


0151Wenden wir uns von dem jüngsten Liszt-Schwärmer
0152zu dem neuesten Wagner-Enthusiasten. Die hellen Trompeten-
0153stöße, mit welchen Mr. Téodor de Wyzewa**) seine
0156lange Abhandlung eröffnet, gelten aber nicht Wagner, sondern
0157dessen Biographen und Ausleger Herrn Houston Cham-
0158berlain
. Die beiden ersten Capitel sind gänzlich der Ver-
0159herrlichung Chamberlain’s gewidmet. Das erspart uns
0160eigentlich, weiter zu lesen, was Mr. de Wyzewa selbst über
0161Wagner vorbringen werde. Der Pole und der Engländer,
0162sie sind Eins in grenzenloser Anbetung Wagner’s. In
0163Auerbach’s Keller, Leipzig 1884, treffen sich die beiden
0164Bayreuthpilger, zehn Jahre bevor Chamberlain nach Wy-
0165zewa’s Versicherung „in ganz Europa der unbestrittene Meister
0166der Wagner-Literatur geworden“. Chamberlain’s Buch „Le
0167drame Wagnérien“ sei nach Jahresfrist bereits classisch 
0168geworden in Deutschland und habe alle anderen Werke
0169über Wagner überflüssig gemacht. (Armer Glasenapp!)
0170„Wenn ihr Wagner’s Werke nicht kennt, Chamberlain allein
0171wird sie euch kennen lernen; und wenn ihr sie schon kennt, so
0172wird Chamberlain eure Kenntniß vollenden.“ Natürlich feiert
0173der Verfasser den „Tristan“-Componisten als specifischen
0174Dramatiker. Allein in welche Widersprüche geräth ein
0175dilettantischer Schwärmer! Wyzewa gesteht (pag. 125), daß
0176eine Beethoven’sche Sonate — von einer Mozart’schen Oper
0177oder von „Fidelio“ ganz zu schweigen — ihm einen stärkeren
0178dramatischen Effect macht, als die „Meistersinger“!
0179Er findet in jenen „mehr wahres Leben und tiefere Leiden-
0180schaft“. Im nächsten Capitel bespricht der Verehrer Chamber-
0181lain’s dessen zweites Buch: „Richard Wagner. 1896“, ein
0182wahres Festgeschenk mit ebensoviel Illustrationen als Text
0183und zwanzig Wagner-Porträts. Vergleicht man die früheren
0184Wagner-Bildnisse Lenbach’s von 1874 mit den letzten von
01851883, so werde man inne, „daß der Held ein Gott
0186geworden
“. Wenn aber Wagner ein Gott ist,
0187so versteht es sich von selbst, daß seine Jünger
0188Heilige werden. Also zum Beispiel Herr v. Wolzogen,
0189welchem ein eigenes Capitel gewidmet ist. „Wolzogen nimmt
0190in der Wagner’schen Kirche eine ähnliche Stelle ein, wie der
0191auferweckte Lazarus in der ersten Kirche Jesu. Er ist das
0192lebende Zeugniß für das Wunder. Von Wagner ist er 
0193erweckt worden, nicht vom Tode, aber aus der schlim-
0194meren Finsterniß
des Anti-Wagnerismus. Er stand
0195auf, wanderte gegen Bayreuth, und den ganzen Weg ent-
0196lang pries er den neuen Gott, der ihn gerufen. Seine Eltern,
0197seine Jugendfreunde, sogar die Philologie hat er verlassen,
0198um sich in Bayreuth neben Wagner’s Hause anzusiedeln.
0199Da wurde er des Meisters getreuer Apostel und rief dessen
0200vegetarianische Lehre ins wirkliche Leben.“ (Das heißt: er
0201nährte sich und seine Mitapostel von Gemüse, während der
0202Meister unentwegt bis an sein Ende Fleisch aß.) „Wolzogen 
0203rührt sich nicht weg von Bayreuth, so völlig versunken ist
0204er in den Cultus seines Heilands!“ Das ist ja Alles
0205höchst erbaulich. Aber einige Zweifel streichen dennoch über
0206Herrn Wyzewa’s Glauben an den ewigen Bestand seiner
0207Kirche. Er klagt, daß die Adepten der Wagner’schen Kirche,
0208Herr v. Wolzogen mag thun, was er will, von Tag zu
0209Tag seltener werden. Schon bilden die Nordamerikaner die
0210Majorität in Bayreuth, bald werden es die Südamerikaner,
0211und schließlich wird der reine Thor vor einem Parterre von
0212Negern singen!


0213Aus Wolzogen’s Buch citirt der Verfasser einen höchst
0214auffallenden Ausspruch Wagner’s: „Ich bin in der In-
0215strumentirung ein Reactionär; ich gehe nicht weiter als
0216Beethoven.“ Sollte Wagner wirklich so gesprochen haben, so
0217sind seine Worte durch die That widerlegt. Man denke nur
0218an das Orchester des Walkürenrittes, des Feuerzaubers, an die
0219sechs Harfen im Rheingold, an die von Wagner eingeführten
0220Tuben u. s. w. Kein Vernünftiger wird ihm daraus einen
0221Vorwurf machen; eine fortgeschrittene Zeit braucht größere
0222Mittel und eine complicirtere Technik. Wenn Wagner blen-
0223dende dramatische Wirkungen, wie den „Feuerzauber“ er-
0224reichen wollte, so konnte er nicht bei Beethoven’s Orchester
0225stehen bleiben. Entscheidend ist, daß er den gewollten über-
0226wältigenden Effect wirklich erreicht hat mit den neuen Mitteln.
0227Auch Mozart ist über die Gluck’sche Instrumentirung, Beet-
0228hoven über Haydn’s weit hinausgegangen. Ebenso Wagner 
0229über das Orchester nicht blos Beethoven’s, sondern sogar
0230über das von Berlioz.


0231Das Interessanteste an dem Buche unseres Wagner-
0232Schwärmers ist das Schlußcapitel, ein Hymnus auf —[3]
0233Mozart! Im Jahre 1897 (das Datum ist wichtig) hält
0234er in Paris einen Vortrag und eröffnet ihn mit dem Be-
0235kenntniß, er sei in der Musik, in der Malerei und ein wenig
0236auch in der Literatur „profondément, passionnément,
0237réactionnaire“. Nicht als ob er theoretisch die Ver-
0238dienste der gegenwärtigen Musik leugnen wolle; aber er
0239habe für die neuen Bestrebungen alles Interesse verloren;
0240selbst Wagner übe nicht mehr auf ihn die frühere starke
0241Wirkung. „Die Nervositäten Tristan’s und Isoldens rühren
0242mich nicht mehr wie einst, noch mag ich mir durch vier
0243Abende hintereinander von zehn Personen die Geschichte von
0244einem Ring, zwei Zwergen und einem großen Schloß er-
0245zählen lassen. Was mich heute noch an Wagner’s Musik
0246rührt, das ist eigentlich die Erinnerung an meine eigene
0247Jugend, an 10, 15 Jahre meines Lebens, in welchen
0248Wagner mich entzückt hat. Noch vor wenigen Wochen
0249war ich in Bayreuth. Gleich vielen von den
0250früheren Freunden fühlte ich mich dort enttäuscht, obwol die
0251Sänger und das Orchester ebenso gut waren wie früher.
0252Woran lag die Schuld? Ich habe mich in classische Musik
0253vertieft und bin jetzt unfähig, eine andere zu lieben.
0254Mozart!“ Der Verfasser betitelt seinen Aufsatz: „Un
0255Mozart inconnu“ und will damit sagen, daß (mit einziger
0256Ausnahme des „Don Juan“) Mozart in Paris so gut wie
0257unbekannt, aus dem musikalischen Gesichtskreis der Franzosen
0258verschwunden sei. Da Mozart allgemein anerkannt und be-
0259rühmt ist, bemühe sich Niemand, ihn aufzuführen; er, der
0260größte aller Tondichter, sei heute vielleicht der unbekannteste.
0261„Ich aber,“ schließt der Verfasser, „vermag es gar nicht
0262auszudrücken, welche unerschöpfliche Quelle von Trost und
0263süßem Vergessen diese Musik für mich geworden seit dem
0264Tage, wo ein wahres Wunder sie mir entdeckt hat.“
0265Mr. de Wyzewa ist nicht der Erste, noch weniger der
0266Letzte, dem es also ergangen ist. Das Wort: „on revient
0267toujours à ses premiers amours“ gilt nicht immer für den
0268Musikfreund. Richard Wagner hieß die erste Liebe Wyzewa’s
0269und wol der meisten seiner Zeitgenossen; nicht zu ihr kehren
0270sie in späteren Jahren zurück, sondern zu der Liebe ihrer
0271Väter: zu Mozart und Beethoven, Weber und Schubert.

Fußnoten
  • *)Franz Liszt.“ Ein Lebensbild von Eduard Reuß.
    Fünfter Band des Sammelwerkes „Männer der Zeit“. Dresden und
    Leipzig, 1898.
  • **)Téodor de Wyzewa, „Beethoven et Wagner“. (Paris,
    1898. Librairie académique.)