Wörter einzeln suchen

Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 13274. Wien, Freitag, den 9. August 1901

[1]

Das Salzburger Musikfest.

Salzburg, im August


0003Ed. H. Ein Musikfest in Salzburg wird jederzeit von
0004selbst zum Mozart-Fest. Ein Vorrecht, das Mozart’s
0005Geburtsstadt immer ausgeübt, eine Pflicht, die sie aus-
0006nahmslos erfüllt hat. Die Musikfeste, welche Salzburg 
0007zeitweilig zum Ruhme der Einheimischen und zur Freude
0008zahlreicher Fremder veranstaltet, sind im Laufe der Jahre
0009gewachsen, nicht blos an Zahl und Bedeutung der Mit-
0010wirkenden, sondern auch an künstlerischem Geist und
0011Gehalt. Aeltere Musikfreunde erinnern sich wol des
0012Musikfestes, das 1856 zur Centenarfeier von Mozart’s
0013Geburt in Salzburg stattfand. Nach Tag und Ort das
0014kunsthistorisch wichtigste aller Mozartfeste, hat es doch in
0015der Ausführung nicht zu den besten gehört. In der
0016Bevölkerung wollte kein volles Verständniß, kein lebhafter
0017Antheil aufblitzen; obendrein lag die musikalische Führung
0018und Ausführung ganz überwiegend in den Händen der
0019Münchener Künstler. Franz Lachner, von dem auch
0020die Festcantate stammte, dirigirte; erste Sänger der
0021Münchener Hofoper, Frau Dietz, Frau Mangstl,
0022Frau Behrend, die Herrn Kindermann und
0023Hartinger sangen die Soli. Es war mehr ein
0024bayrisches als ein österreichisches Musikfest. Auch das
0025Monument selbst stammt bekanntlich aus Bayern; ein Werk
0026Schwanthaler’s, in Erz gegossen von Stigel-
0027maier
in München. Bevor es nach Salzburg abging,
0028wurde es in München vor dem König Ludwig in
0029glänzender Beleuchtung aufgestellt, während bayrische
0030Gesangvereine einen Festchor zu Ehren Mozart’s vortrugen.


0031Zu einer Opernvorstellung ist es im Jahre 1856 gar
0032nicht gekommen wegen der Enge und Dürftigkeit des alten
0033Theaters. Der Fackelzug mit der musikalischen Huldigung
0034vor dem Mozart-Standbild ließ kalt; es schien der dicht-
0035gedrängten Volksmenge jedes theilnehmende Verständniß
0036zu fehlen. Kein freudiger Ausruf, der nicht blos dem 
0037rothen Bengalfeuer gegolten hätte. Die drei von den
0038Sängern ausgebrachten „Hoch!“ verpufften schmählich wie
0039feuchte Raketen; das Volk wartete ein Weilchen, ob vielleicht
0040noch etwas los wäre, dann verlief es sich. Der populärste
0041aller großen Tondichter, Mozart, stand unter der seine
0042Statue neugierig umringenden Menge wie der steinerne
0043Gast hoch zu Roß unter den niederen Grabsteinen. Auch
0044die Wohnung Mozart’s in der Getreidegasse, zu der
0045damals Alles andächtig pilgerte, erweckte trübe Gedanken.
0046Sie war nur provisorisch mit allen theuren Reliquien ge-
0047schmückt; ein Kaufmann bewohnte das Jahr hindurch diese
0048Zimmer und hatte sie blos für die Festtage dem Besuch
0049der Mozart-Pilger geöffnet. In Flur und Hofraum
0050stauten sich Kisten, Fässer und andere Zeichen mercantiler
0051Thätigkeit.


0052Auch Wien, so viel reicher ausgestaltet mit allen
0053musikalischen Mitteln, war 1856 mit seinem Festconcert im
0054Redoutensaal stark zurückgeblieben hinter seiner rühmlichen
0055Aufgabe. Das bestechende Motiv, Mozart’s wunderbare
0056Vielseitigkeit in dem engen Rahmen Eines Concertes ab-
0057zuspiegeln, mußte in der Ausführung verkümmern. Aus
0058Don Juan“, der aufs Theater gehört, wurde das hoch-
0059dramatische erste Finale in Concert-Toilette aus dem Noten-
0060blatt abgesungen; aus dem Requiem, das in die Kirche
0061gehört, war das „Dies irae“ einzeln herausgerissen. Dabei
0062fühlte man sich von der Masse Musik erdrückt, anstatt er-
0063hoben. Wien hätte damals ein Mozartfest nach allen vier
0064Weltgegenden des musikalischen Reiches feiern können und
0065sollen: in der Kirche, im Concertssaal, in der Kammer und
0066im Theater. Statt einer Mustervorstellung des „Don Juan“
0067brachte aber das Hofoperntheater an Mozart’s hundertstem
0068Geburtstag die Operette „Gute Nacht, Herr Pantalon“!


0069Gegen diese vor 45 Jahren gefeierten ersten Mozart-
0070Feste zeigten die späteren, von Dessoff, H. Richter 
0071und W. Jahn dirigirten Festconcerte in Salzburg 
0072einen höchst erfreulichen großen Fortschritt. Ins-
0073besondere das Musikfest von 1891. Es galt der hundertsten
0074Wiederkehr von Mozart’s Todestag. Wir standen also
0075im Schatten jenes Glücksgefühls, das bei jener Geburts-
0076tagsfeier (1856) unsere Herzen sonnig durchströmte. Jetzt
0077suchte die Nachwelt an Mozart’s Werken gutzumachen, was
0078seine Zeitgenossen an ihm selbst gesündigt. Ein Fest wie 
0079die in ganz Europa begangene Centenarfeier der ersten 
0080Don Juan“-Aufführung (1887) steht in der
0081gesammten Musikgeschichte ohne Beispiel.


0082Diese Mozart-Feste von 1891 leben in kräftiger Er-
0083innerung unserer Leser. Wir wenden uns zur Gegenwart,
0084zu dem Salzburger Mozart-Feste von heute. Glänzend in
0085seinem Programm und seiner Ausführung, imponirt es
0086allein schon durch seinen Umfang: Drei große Concerte
0087und zwei Opernvorstellungen! Einer geselligen Vor- und
0088Nachfeier nicht zu gedenken.


0089Das erste Festconcert brachte ausschließlich, das
0090zweite zur guten Hälfte Mozart’sche Musik. So haben
0091wir hier in wenigen Tagen mehr Mozart gehört, als
0092sonst in zwei oder drei Jahren. Es ist uns nicht zu viel
0093geworden. Man vergleiche die Programme unserer Gesell-
0094schafts- und Philharmonie-Concerte aus den letzten
0095Jahren; selten und immer seltener erblicken wir da ein
0096Stück, namentlich ein weniger bekanntes, von Mozart!
0097Die Musik hat seit Mozart große Evolutionen durch-
0098gemacht und mit hochgesteigerten Mitteln neue Gebiete
0099erobert. Der Umschwung des Lebens hat uns andere,
0100früher ungekannte Bedürfnisse eingeimpft, zu deren Be-
0101friedigung der klare Quell Mozart’schen Gesanges nicht
0102ausreicht. Wir können die Meister, die auf Mozart folgen,
0103nicht entbehren; sie sind gegenwärtig unser tägliches
0104Musikbrot. Mozart erscheint heute fast nur noch als
0105Feiertagsgericht. Dagegen mag eifern, wer das Naturgesetz,
0106welches auch in der Entwicklung der Künste waltet, nicht
0107begreift. Beklagen jedoch, als einen Verarmten beklagen,
0108müssen wir Jeden, den zeitweise Rückkehr zu Mozart nicht
0109beglückt, wie ein Gruß aus dem verlorenen Paradies, und
0110der beim Anhören der G-moll-Symphonie, des G-moll-
0111Quartetts, der „Zauberflöte“ oder des „Don Juan“ nicht
0112Alles zu vergessen vermag, was eine neue, leidenschaftlichere
0113Zeit Bestrickendes geschaffen.


0114Wir betreten die festlich geschmückte „Aula academica“.
0115Zu beiden Seiten des herrlichen Saales Wandgemälde
0116aus der biblischen Geschichte, dazwischen die Namen und
0117Wappen aller einst regierenden Erzbischöfe von Salzburg.
0118Leider hat der sehr große Saal nur einen einzigen Aus-
0119gang — ein qualvoller Uebelstand, dem wol abzuhelfen
0120wäre. Das Concert beginnt um 11 Uhr Vormittags. Die [2]
0121Wiener Philharmoniker unter der Leitung ihres neuen
0122Dirigenten Hofcapellmeisters Hellmesberger eröffnen
0123das Concert mit der Ouvertüre zur „Zauberflöte“. Hierauf
0124spielt der treffliche Geiger Alexander Petschnikow das
0125Violinconcert in A-dur, das in den beiden ersten Sätzen
0126überwiegend formalistisch, im Finale zu überraschend rhyth-
0127mischem Leben erwacht. Leider bekommt man nur mehr
0128selten ein Mozart’sches Violin- oder Clavierconcert zu
0129hören. Es muß dafür immer erst ein Jubiläum kommen.
0130Die modernen Virtuosen verschmähen Mozart; denn er
0131hilft ihnen nicht, die Hörer zu verblüffen. Aber Mozart 
0132spielen, wie er gespielt sein will, ist eine tapfere Kunst
0133für sich, die neben anderen Tugenden auch noch die seltenste
0134verlangt: künstlerische Bescheidenheit. Ein „Adagio und
0135Fuge“ für Streichorchester wurden sehr exact gespielt und
0136dürften den meisten Zuhörern neu gewesen sein. Die könig-
0137lich sächsische Kammersängerin Erika Wedekind erfreute
0138die Hörer mit der virtuos gesungenen Concert-Arie „No
0139che non sei capace“ von Mozart. Ein Zopf, wenngleich
0140mit einigen Goldfäden durchflochten.


0141Den Beschluß machte die große C-dur-Symphonie,
0142„von der wir nicht wiederholen wollen, was Alle wissen“.
0143Mit diesem Wort pflegte Schumann, der, wenn irgend
0144Einer, im Stande gewesen, seiner Bewunderung für
0145Mozart’s „Jupiter-Symphonie“ Ausdruck zu leihen, an
0146diesen und ähnlichen allbekannten Meisterwerken tief grüßend
0147vorbeizugehen.


0148„Und der Regen, der regnet jeglichen Tag.“ Er war
0149die einzige, aber sehr empfindliche Störung dieses drei-
0150tägigen Salzburger Musikfestes. Kein Gartenfest im
0151Mirabellgarten, kein Spaziergang und dazu meistens —
0152kein Wagen! Man that am besten, an diesen Regentagen
0153das Mozarteum zu besuchen, wohlgemerkt, an der
0154Hand des lehrreichen Katalogs, den wir dem vielverdienten
0155Archivar Joh. Ev. Engl verdanken.


0156Das zweite Festconcert (Mittwoch Vormittags) bot
0157abwechselnd Kammermusik, Clavier- und Gesangstücke.
0158Mozart’s selten gehörtes Quintett in Es für vier Blas-
0159instrumente und Clavier wirkte durch die Schönheit der
0160Composition und das exacte Zusammenspiel der Herren
0161Wunderer, Nowak, Schmidl, Wesser und
0162R. Baß. Es interessirt uns auch speciell als das unver-
0163kennbare Vorbild von Beethoven’s Quintett für Cla-
0164vier und Blasinstrumente, op. 16. Das Mozart’sche
0165Quintett ist zweifellos genialer, bedeutender; es steckt eben
0166der vollkommene, ganze Mozart darin, in der Nach-
0167bildung nur der beginnende Beethoven. Und doch
0168standen beide Meister genau im selben Alter: Mozart 
0169schrieb sein Quintett (1784) mit 28 Jahren, Beethoven 
0170das seinige (1798) ebenfalls. Welchen enormen Unterschied
0171begründete aber die ungewöhnlich frühzeitige Entwicklung
0172Mozart’s; er stand mit 28 Jahren auf der Höhe seiner Kunst
0173und seines Genies, leider auch tief am Abhang seines
0174Lebens. Beethoven war als angehender Dreißiger noch
0175nicht einmal Er selbst.


0176Emil Sauer, herzlich begrüßt und gefeiert wie
0177überall, hatte sich eine Mozart’sche Sonate (C-dur Nr. 12
0178mit dem Rondo „alla Turca“) ausgesucht. Ein Clavier-
0179concert wäre uns willkommener gewesen. Von Mo-
0180zart’s Clavier-Compositionen sind unzählige rettungslos
0181vom Zeitstrom fortgeschwemmt; höchstens der Clavierlehrer
0182und der Geschichtsforscher kümmern sich noch darum. An-
0183ders verhält es sich mit den (Wiener) Concerten Mozart’s;
0184sie bezeichnen den Höhepunkt seines Clavierstyls und über-
0185treffen weit seine übrigen Solostücke, mit einziger Aus-
0186nahme der wundervollen C-moll-Phantasie. Mit gutem
0187Recht kann Mozart der Schöpfer der modernen Clavier-
0188concerte heißen, wie ja das Fortepiano selbst erst unter
0189ihm zum concertfähigen Instrument wurde. — Gar seltsam
0190klang unmittelbar auf die Mozart’sche Sonate eine Chopin’sche
0191Ballade und das erste Intermezzo aus op. 117 von
0192Brahms. Die „Drei Intermezzi“ wie die „Sieben Phan-
0193tasien“, op. 116, aus Brahms’ letzter Periode tragen ein
0194wild leidenschaftliches oder schmerzlich resignirtes Gepräge.
0195Eine stolze, kraftvolle Natur spricht theils schroff, theils
0196tieftraurig (Nr. 1 mit dem Motto) aus ihnen. E. Sauer 
0197spielte alle diese so grundverschiedenen Stücke mit wunder-
0198voller Technik und eindringendem Verständniß. Er ent-
0199fesselte einen unbeschreiblichen Jubel. Mit lebhafter Be-
0200friedigung vernehmen wir, daß dieser ausgezeichnete Künstler
0201von Neujahr an seinen festen Wohnsitz in Wien nehmen
0202und eine „Meisterschule“ der Clavier-Virtuosität an
0203unserem Conservatorium gründen wird. Sauer’s Anschlag
0204sollte vor Allem Herr Roderich Baß studiren.


0205Reichliche Vertretung ward dem Gesang. Am glän-
0206zendsten durch die gefeierte große Gesangskünstlerin Frau
0207Lili Lehmann. Mozart’s „Abendempfindung“ und
0208Beethoven’s „Adelaide“, kann Niemand vollendeter, dabei
0209einfacher, schmuckloser singen. Nach wiederholtem stür-
0210mischen Hervorruf überraschte sie noch durch den neckischen
0211Vortrag eines wenig bekannten Mozart’schen Scherzliedes
0212Warnung“. Großen Erfolg hatte auch Frau Erika
0213Wedekind mit zwei Mozart’schen Liedern und der von
0214Jenny Lind eingeführten „Nachtigall“ von Alabieff. Hier-
0215auf erfreute man sich an der klangvollen Baßstimme des
0216Herrn Klöpfer aus München und ließ ihn die un-
0217glückliche Wahl der drei „Landsknechtlieder“ von Leopold
0218Lenz nicht entgelten.


0219Ein gewähltes — aber aus lauter oft gehörten
0220Stücken gewähltes — Programm, das nicht zu eingehender
0221Besprechung auffordert, brachte das dritte Festconcert.
0222(Wagner’s „Tannhäuser“-Ouvertüre, Beethoven’s Achte
0223Symphonie, Arie aus Haydn’s „Jahreszeiten“, Arie aus
0224Titus“.) E. Sauer, Fräulein Walker und Herr
0225Klöpfer waren die mit Beifall überhäuften Aus-
0226führenden.


0227Der Abend des ersten Festtages (Dienstag) bescheerte
0228uns eine wohlgelungene Aufführung des „Don Juan“.
0229Das neue schmucke Theater ist nach den Plänen von
0230Fellner und Helmer unter der Leitung des trefflichen
0231Architekten Professor Demel erbaut, dem wir auch die
0232glückliche Durchführung der Mozart-Feste von 1891 und
02331901 verdanken. Das neue Theater wurde im October
02341893 eröffnet. Es steht auf der Stelle des alten
0235k. k. Theaters, das noch zu Lebzeiten Mozart’s aus einem
0236fürsterzbischöflichen „Ballhaus“ entstanden war und trotz
0237vielfacher Adaptirungen immer ein höchst primitives
0238Theaterchen blieb und den Andrang bei festlichen Gelegen-
0239heiten (1887, 1891) nur ächzend aushielt. Das neue, von
0240der Stadtgemeinde errichtete Haus ist einfach und nicht
0241sehr ansehnlich, da es unter der Ungunst der Lage — an
0242der tiefsten Stelle des abfallenden Makartplatzes — leidet.
0243Das Innere jedoch ist vortrefflich, namentlich der Zu-
0244schauerraum sehr schmuck und behaglich. Von elektrischem
0245Licht glänzend erhellt, in allen Räumen von geputzten
0246Damen gefüllt, bietet dieses Theater einen entzückenden [3]
0247Anblick. Nach dem langen Mittagsconcerte eine große
0248Oper — das hätte einige Anstrengung bedeutet, galt es
0249nicht gerade „Don Juan“, der uns so wohl vertraut und
0250zugleich so neu und reizvoll ansprach durch das schmucke
0251Local und das künstlerische Ensemble. Unter den Sängern
0252fast lauter gute liebe Bekannte: Ritter, bekanntlich ein
0253geborener Salzburger (Don Juan), Hesch (Leporello),
0254Lili Lehmann (Donna Anna), Fräulein Walker 
0255(Elvira) und Frau Wedekind (Zerline). Die Herren
0256Klöpfer (Gouverneur), Aranyi (Ottavio) und
0257Schaetzle (Masetto) standen dieser Künstler-Elite würdig
0258und erfolgreich zur Seite. Frau Lehmann kennen wir
0259längst als eine der allerbedeutendsten Darstellerinnen der
0260Donna Anna; Frau Wedekind ist heute unbestritten
0261die allerbeste deutsche Zerline.


0262Den Chor hatten das Mozarteum und die Salz-
0263burger Liedertafel beigestellt, das Orchester der Dom-
0264Musikverein und das Mozarteum. Die sehr schwierige
0265Aufgabe, all diese zum Theil ungeübten und verschieden-
0266artigen Kräfte zu einem so großen, neuen Unternehmen
0267zusammenzufassen und zu leiten, wurde von dem ausge-
0268zeichneten Director des Mozarteums, Herrn J. F. Hummel,
0269glänzend gelöst. Es war ein schöner, berechtigter Ehrgeiz
0270der Salzburger Musik, Orchester und Chor aus eigenen
0271Kräften beizustellen. Junge Damen aus den besten Familien
0272betheiligten sich mit leuchtendem Eifer an den Chören, als
0273„Dilettanten“ im besten, ursprünglichen Sinn. Die schwache
0274Besetzung des Orchesters (nur zwei Contrabässe) empfanden
0275wir, und noch mehr die Sänger, fast wie eine Wohlthat.
0276Wie mühelos und deutlich floß jeder Ton, jedes Wort
0277von ihren Lippen! Mit großem Vergnügen mußte ich
0278abermals daran denken, daß im Jahre 1791 von der
0279Münchener Censurbehörde Mozart’s Don Juan „als
0280ärgerlich für alle Zeiten verboten
“ wurde! Erst
0281auf allergnädigsten Specialbefehl des Kurfürsten Karl
0282Theodor ist dieses allzu weise Verbot aufgehoben und die
0283Aufführung dieses „ärgerlichen“ Don Juan erlaubt worden.
0284Wir hatten heute wieder unsere Freude daran und werden
0285es weiter, so lange wir leben.


0286Nachschrift. Es regnet fort.