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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 10514. Wien, Dienstag, den 28. November 1893

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Concerte.


0002Ed. H. Das dritte Philharmonische Concert 
0003begann mit Schubert’s unvollendeter H-moll-Symphonie.
0004Wer hätte sie nicht schon schmerzlich vermißt, die beiden
0005fehlenden Sätze dieses köstlichen Torso! Heute dürfen wir in
0006etwas anderem Sinne froh sein, daß man uns die un-
0007vollendete und nicht die neuestens „vollendete“ H-moll-
0008Symphonie darbringt. Es hat nämlich ein Herr August
0009Ludwig
, der sich gleichzeitig mit musikalischer und literarischer
0010Streberei beschäftigt, die zwei fehlenden Sätze aus Eigenem
0011hinzucomponirt. Ich kenne sie nicht, kenne auch keinen
0012Menschen, der sich rühmen könnte, sie gesehen zu haben.
0013Aber vor mir liegt der gedruckte Prospect, in welchem der
0014kühne Ludovicus Augustus uns die Nothwendigkeit seiner
0015Mission beweist, einem so tiefgefühlten Bedürfnisse abzu-
0016helfen. Er sagt: „Etwas Unvollendetes fordert, zumal wenn
0017es schön ist, Vollendung. Vollenden ist das eigentliche
0018Amt des Tonkünstlers.“ Nun also, was braucht es mehr?
0019Haben Mendelssohn, Schumann, Brahms ihres „Amtes“
0020nicht gewaltet, so muß es wol August Ludwig thun. Er ist
0021auch Verfasser mehrerer ergötzlicher Broschüren, die ver-
0022müthlich seiner durch Hanns Pudor’s Lorbeern veran-
0023laßten Schlaflosigkeit ihr Dasein verdanken. Um so besser.
0024Wir besitzen nun in der Musik-Literatur zwei Komiker an-
0025statt Einen.


0026Auf Schubert folgte Goldmark mit einer noch unge-
0027druckten Ouvertüre in Es-moll, betitelt: „Sappho“. Sie
0028beginnt ganz stoff- und zeitgemäß mit einem breit ausgeführten
0029Harfen-Solo. Daß die Harfe gleich mit einem dissonirenden
0030Accord einsetzen werde, dürfte freilich nicht Jedermann ver-
0031muthet haben; beginnt doch selbst Smetana’s greiser Har-
0032fenist am Wyssehrad, trotz seiner großen Traurigkeit, mit dem
0033reinen Es-dur-Dreiklange. Ein gefühlvolles Andante mit
0034einem dissonirenden Accord anzufangen, ist immer bedenklich
0035— etwa so, als begänne man ein lyrisches Gedicht mit dem
0036Worte „Nichtsdestoweniger“. Ueber den Moll-Accorden der
0037Harfe erhebt sich dann ein Gesangsthema der Oboe. Nach 
0038diesen klagenden Triolenfiguren, übermäßigen Quarten und
0039verminderten Sexten zu schließen, dürfte die griechische Dich-
0040terin ein Geschwisterkind der „Sakuntala“ und auch häufig
0041in Palästina gewesen sein. In die elegische Einleitung stürzt
0042sich mit überraschender Heftigkeit ein Allegro con
0043fuoco. Es erweitert und verstärkt sich zu einem förm-
0044lichen Aufruhr, worauf das langsame erste Thema,
0045von einer Solo-Violine vorgetragen, wiederkehrt. Nach
0046abermaligem Aufgebot des stärksten Orchestersturmes
0047endet die Ouvertüre feierlich mit einer Art Apothese.
0048Die neue Ouvertüre ist eher Goldmark, Goldmark in
0049Ueberlebensgröße; ein Feuermeer von Leidenschaft, ein Urwald
0050von Dissonanzen, mehr gestreich als schön, mehr aufregend
0051als erfreulich, im Ganzen „furchtbar interessant", wie die
0052Berliner sagen. Die Orchestermittel sind enorm an Zahl
0053und in eifrigster Bewegung. Wie ein verschwenderischer
0054Cavalier macht Goldmark mit jedem Jahre größere Aus-
0055lagen: drei Flöten, Englisch-Horn, Baßclarinette, drei Trom-
0056peten, vier Hörner, vier Posaunen und Contrabaß-Tuba, drei
0057Pauken u. s. w. Kein Wunder, wenn die Composition, auch
0058nur von ihrer sinnfälligen Seite betrachtet, uns maßlos
0059und übertrieben erscheint. Das sind freilich relative Begriffe;
0060Goldmark, in dessen Phantasie sich Alles wie im Hohlspiegel
0061vergrößert, empfindet seine Darstellung ohne Zweifel als
0062natürlich und maßvoll. Um bloßen Effect ist es ihm ja
0063nirgends zu thun; durchaus ehrlicher und gewissenhafter
0064Künstler, malt er die Dinge, wie er sie sieht. Er will dem
0065Hörer niemals Sand in die Augen streuen, liebt es aber,
0066ihn lange Strecken durch heißen Sand zu schleifen. Mächtig
0067packt uns die um Schönheit unbekümmerte Energie, mit
0068welcher Goldmark das Liebesleid der Sappho schildert; ich
0069glaube, es würde diese Musik für drei Sapphos ausreichen
0070und bliebe noch etwas übrig für eine Medea oder eine ver-
0071lassene Ariadne. Die Ausleger finden da fröhliche Arbeit.
0072Wenn einmal ein Instrumentalstück „Sappho“ über-
0073schrieben ist, dann fällt es nicht allzu schwer, den Phaon,
0074die Melitta, Sappho’s Eifersucht und ihren Sturz vom
0075leukadischen Fels herauszufinden. Der Scharfsinn der Aus- 
0076und Unterleger operirt leicht bei also gebundener Marsch-
0077route. Mit ernsten Gründen habe ich oft gegen diese Inter-
0078pretations-Kunststücke gefochten, welche auf der falschen Vor-
0079aussetzung einer exacten Ausdrucksfähigkeit reiner Instru-
0080mentalmusik fußen. In scherzhafter Weise hat Niemand sie
0081ergötzlicher widerlegt, als Alexander Moszkowski 
0082in seiner Humoreske „Romeo oder Bismarck“. Ein junger
0083Componist sendet an fünf verschiedene Kritiker eine und die-
0084selbe Ouvertüre mit je einem anderen Titel: „Romeo“,
0085Bismarck“, „Columbus“, „Roskolnikow“, „Prometheus“.
0086Der Scherz gelingt vollständig: jeder der fünf Kritiker er-
0087kennt in seiner Ouvertüre nicht blos ein im Allgemeinen
0088gelungenes Porträt des Titelhelden, sondern in den verschie-
0089denen Themen, Modulationen, Absätzen ganz entsprechende
0090Erlebnisse oder Charakterzüge Romeos, Bismarck’s, Co-
0091lumbus’ u. s. w. Dieser geistreiche Aufsatz, der eine große
0092Wahrheit in humoristischer Maske ausspricht, steht in
0093Anton Notenquetschers neuen Humoresken“
0094von Alexander Moszkowski, denen jeder Freund gesunden
0095Humors einige angenehme Stunden verdanken wird. ...
0096Darüber wollen wir nicht vergessen, daß Goldmark’s 
0097Sappho“ im Philharmonischen Concert ungemein ge-
0098fallen und dem hochgeschätzten Componisten die Auszeichnung
0099wiederholten Hervorrufs eingetragen hat.


0100Die vier jungen Prager Musiker, die sich als „Böhmi-
0101sches Streichquartett“ constituirt und im vorigen Jahre hier
0102so ausnehmend gefallen haben — Karl Hofmann, Joseph
0103Suk, Oskar Nedbal und Otto Berger — erfreuen
0104uns jetzt mit einem neuen Cyklus. Ihre Vorzüge finden
0105wir unversehrt wieder: die glockenreine Intonation, die all-
0106seitig ausgebildete solide Technik, vor Allem die natürliche,
0107unaffectirte, dabei stets warme, jugendfrische Empfindung.
0108Ja, die Klangwirkung dieses Quartetts erscheint diesmal
0109noch erhöht, indem die Spieler ihre früheren Instrumente
0110mit sehr werthvollen italienischen Geigen vertauscht haben.
0111Ihr erstes Concert eröffneten sie mit einem Streichquartett 
0112in Es-dur von Dvořak (op. 51), das zu den erfreulichsten,
0113frischesten Werken dieses Componisten gehört. Welch zauber-
0114hafter Klang gleich in den Anfangstacten des ersten Satzes,
0115der so klar und gesangvoll sich entwickelt! Das Andante in
0116G-moll, ein zwischen der ersten Geige und der Viola ge-
0117theilter elegischer Gesang, wird von einem tanzartigen Vivace [2]
0118im Dreiachteltact, G-dur, unterbrochen. So plötzliches
0119Ueberspringen von Schwermuth in übermüthige Lust kommt
0120in slavischen, insbesondere südslavischen Gesängen häufig
0121vor. In Brahms’ Violin-Sonate in A-dur begegnen
0122wir demselben unvermittelten Wechsel im Andantesatz,
0123welcher eigentlich Andante und Scherzo in Einem Rahmen
0124vereinigt. Für meine Empfindung hat dieser jähe Wechsel
0125etwas Störendes: je edler, seelenvoller ein langsamer Satz
0126beginnt, desto unlieber sehen wir ihn durch plötzliche Humor-
0127sprünge, die immer etwas Gekünsteltes haben, beiseite ge-
0128worfen. An Stelle des Scherzo bringt Dvořak eine „Ro-
0129manze“ von lieblichem, ungesucht originellem Gesang und
0130reizender Klangwirkung. Das Finale, ein fröhliches Allegro
0131assai in Zweivierteltact, erlaubt sich einige stark populäre
0132Wendungen, die wir der Lebendigkeit des Ganzen zugute
0133halten. Wie eine blitzende Cascade stürzt das Hauptmotiv
0134herab; seine Herkunft aus dem Scherzo von Schumann’s
0135C-dur-Symphonie dürfte Dvořak beim Niederschreiben eben-
0136sowenig wahrgenommen haben, als es Brahms eingefallen
0137ist, daß das Hauptthema seiner Violin-Sonate, op. 100,
0138an das Preislied in den „Meistersingern“ mahnt und das
0139zweite E-dur-Motiv an sein eigenes Lied: „Wie Melodien“.
0140Zwei interessante Beiträge zu dem Capitel der unbewußten
0141Reminiscenzen, die so häufig von Splitterrichtern als „Ent-
0142lehnungen“ denuncirt werden. Dvořak’s Es-dur-Quartett 
0143hat so vollständig eingeschlagen, daß hoffentlich unsere Wiener
0144Quartettspieler es auch nicht länger ignoriren werden.
0145Brahms’ sonnenhelle Violin-Sonate in A-dur wurde
0146von Herrn Hofmann und unserer classischen
0147Pianistin Fräulein Marie Baumayer mit schöner
0148Hingebung gespielt. Der genußreiche Abend schloß mit Beet-
0149hoven’s
 E-moll-Quartett aus der Rasumowsky-Trilogie.
0150So vorzüglich das Stück studirt war, es konnte mich, be-
0151sonders im Adagio, nicht wie sonst erwärmen. Mußte ich
0152doch unwillkürlich an Joseph Hellmesberger 
0153denken, welcher diese ergreifende Elegie mit so tief leiden-
0154schaftlichem Gefühle vorgetragen hat, wie wir sie weder vor
0155noch nach ihm jemals gehört. Bei Hellmesberger vibrirte
0156nicht blos der Finger an der linken Hand, es vibrirte seine
0157ganze Seele. Von seinen letzten, bereits krankhaft aficirten 
0158Productionen abgesehen, haben wir an Hellmesberger, dem
0159Quartettspieler, einen Verlust erlitten, der gar nicht hoch
0160genug anzuschlagen ist. So ganz mit Leib und Seele bei der
0161Sache, so mit musikalischem Schönheitssinn und feinster
0162Nervosität ausgestattet wie Hellmesberger ist zur Stunde
0163Keiner. Ihm war sorgsamste Vorbereitung in zahlreichen
0164Proben eine Gewissenssache und Musiciren keine Arbeit,
0165sondern eine Wonne. Das hat man seinem Spiel auch sofort
0166angehört. Glücklich, wer ihn in seiner vollen Kraft als
0167Quartettspieler regelmäßig hören konnte. Ich danke ihm
0168fünfundzwanzig Jahre musikalischer Erkenntniß und künstle-
0169rischen Genusses.


0170Im zweiten Philharmonischen Concert hat Fräulein
0171Ella Pancera das B-dur-Concert von Brahms ge-
0172spielt, das mit jedem Jahre an Verbreitung und Verehrung
0173gewinnt. Fräulein Pancera, eine Virtuosin von glänzender
0174und kraftvoller Technik, verdient für ihr muthiges Wagestück
0175die aufrichtigste Anerkennung. Sie hat das überaus schwierige
0176Concert auswendig und mit tadelloser Sicherheit vorge-
0177tragen. Es bleibt deßhalb nicht weniger ausgemacht, daß die
0178beiden Clavierconcerte von Brahms sich eigentlich an Hand
0179und Kopf sehr männlicher Spieler wenden. Liszt 
0180oder Rubinstein würde der Individualität Fräulein
0181Pancera’s jedenfalls besser entsprochen haben. ...
0182Als Novität gab man „Wyssehrad“, eine der
0183zwölf symphonischen Dichtungen, welche Smetana 
0184unter dem Gesammttitel „Mein Vaterland“ zu einer patrio-
0185tisch-musikalischen Bilderreihe vereinigt hat. Zwei dieser
0186Orchesterstücke, „Die Moldau“ und „Aus Böhmens Hain
0187und Flur“, sind bereits früher von Hanns Richter zu erfolg-
0188reicher Aufführung gelangt. Das dritte, „Wyssehrad“, von
0189außen nicht weniger glänzend, scheint mir in seinem musi-
0190kalischen Kern doch viel dürftiger zu sein. Der Zauber
0191romantischer Stimmung, die volle Farbenpracht des modernen
0192Orchesters wirkt auch in dieser Composition; zudem der
0193Vorzug aller Smetana’schen Musik: klar zu sein, klar in
0194ihrer Hauptabsicht wie in den feineren Beziehungen der ein-
0195zelnen Theile. Smetana verfällt nicht in Geheimnißthuerei,
0196Versteckenspiel und Grübeln; frank und frei singt er heraus,
0197was sein Herz bewegt. Es lebt noch ein wohlthuendes Stück 
0198Naivetät in den czechischen Componisten; die Russen,
0199welche doch gleichfalls eine noch unverbrauchte Nation
0200sind, treten in ihren modernen Musikern, z. B. Tschai-
0201kowsky, weit reflectirter auf. Die Titelvignette zum
0202Wyssehrad“ zeigt uns einen Barden, der, zur alten Herzogs-
0203burg aufschauend, schwermüthigen Blickes in die Harfe greift.
0204Darin spiegelt sich vollständig die poetische Idee der Com-
0205position. Harfen-Arpeggien leiten sie ein; Harfen-Accorde
0206tragen allein das langsame, rhythmisch monotone Hauptthema,
0207das im Verlaufe bis zur Ermüdung oft wiederholt wird.
0208Dann verdrängen Trompeten-Fanfaren die ernsten Harfen-
0209klänge: der Barde schaut, dem Vorwort zufolge, die stolze
0210Vergangenheit der alten Burg mit ihren Turnieren und
0211Kriegsgesängen; in strahlendem Fortissimo des ganzen
0212Orchesters schwingt sich ein national anklingendes Thema
0213(C-dur) empor und sinkt dann allmälig in das Largo des
0214Anfangs zurück. Nach dem Glanze — der Verfall.


0215Wie verschiedenen Hörern aus derselben Musik ver-
0216schiedene Bilder auftauchen, so mag umgekehrt der bloße
0217Titel eines Musikstückes uns Ideen zuführen, die von der
0218Absicht des Componisten weit abliegen. Das Wort „Wysse-
0219hrad“ drängt mir die Erinnerung an zwei Dichtungen auf,
0220die mich auch mächtig befangen, so oft ich in Wirklichkeit
0221die alte Felsenburg an der Moldau wiedersehe. Eine der
0222schönsten Novellen Ferdinand v. Saar’s, „Innocenz“,
0223spielt auf dem Wyssehrad. Dort lebte das Original jenes
0224gemüthvollen Pfarrers, mit welchem Saar, damals als
0225junger Lieutenant in die Citadelle commandirt, freundschaft-
0226lich verkehrte. Die ganze Erzählung ist in einen Duft von
0227Stille und Friedlichkeit getaucht, der wie Musik wirkt. Die
0228edle Gestalt des Pater Innocenz lebt vor uns und bleibt
0229jedem Leser unvergessen. Und wie kunstvoll, fast unmerklich,
0230sind in der Schilderung militärische mit landschaftlichen
0231Motiven verbunden! „Dichter, glänzender Graswuchs über-
0232kleidet alle Gräben und Böschungen, und um die ein-
0233gesunkenen Kanonen-Lafetten sprießen Veilchen und Primeln.
0234Immer bunter schmückt sich der Rasen, und manche
0235Schießscharte wird durch einen wilden, in voller Blüthe
0236stehenden Rosenstrauch verdeckt, den ein langjähriger Frieden
0237hart am Gemäuner wachsen ließ.“ ... Der andere Poet, [3]
0238den ich meine, dürfte der jetzigen Generation bereits fremd
0239sein: Friedrich Bach, ein Prager, der in seinen „Sen-
0240sitiven“ ein ungemeines lyrisches Talent offenbarte, aber
0241bald verstummt ist. Ich habe den herzensguten, im Leben
0242recht prosaischen und verwahrlosten Mediciner oft mit
0243Joseph Bayer auf Spaziergängen begleitet, die, gegen Emaus 
0244hin, mit dem Ausblick auf den Wyssehrad endeten. Bald
0245nach meinem Abgang von Prag wurde Friedrich Bach als
0246Bezirksarzt in einem weltvergessenen Flecken des Temeser
0247Banates angestellt und galt seit Jahren für verschollen.
0248Da plötzlich gibt er ein Lebenszeichen, das erste und letzte
0249aus seiner Verbannung: ein Gedicht „Ex Ponto“, das
0250in einem jetzt gleichfalls verschollenen Dichter-Album zur Ver-
0251mälung unserer Kaiserin erschienen ist. Die Sehnsucht des armen
0252Prager Dichters nach den „Frühlingsrosen am Fels von
0253Wyssehrad“ hat etwas tief Rührendes, für mich Ergreifenderes,
0254als die Harfen-Accorde und Turnier-Visionen Smetana’s.
0255Sei es ausnahmsweise einmal gestattet, die trockene Prosa
0256eines Concertberichtes poetisch ausklingen zu lassen! Das
0257Gedicht Friedrich Bach’s (aus Steierdorf bei Oravitza da-
0258tirt) lautet:


0259Gestörte Jubeltänze — /
0260Vernüchtertes Gemüth — /
0261Unausgeblühte Lenze — /
0262Unausgesung’nes Lied — /
0263Erzwungenes Entsagen — /
0264Und mißverstand’nes Sein — /
0265Dies Alles kann ich tragen; /
0266Nur Ein’s möcht’ ich allein: /
0267Weit über die grünen Höhen, /
0268Weit über die lachenden Au’n /
0269Weit über die blauen Seen /
0270Möcht’ ich hinüberschau’n; /
0271Auf rollenden Wettern reiten /
0272Ins schöne Vaterland, /
0273Auf schaukelnder Woge gleiten /
0274Um steile Bergeswand — /
0275Wenn Schwalben selig ziehen /
0276Hoch über die Moldaustadt, /
0277Und Frühlingsrosen blühen /
0278Am Fels von Wyssehrad! /