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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 11214. Wien, Dienstag, den 12. November 1895

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Concerte.

(„Franciscus“, Oratorium von E. Tinel.)


0003Ed. H. Liegt das Oratorium wirklich in den letzten
0004Zügen? Es will manchmal so scheinen. In der öffentlichen
0005Kunstpflege nimmt es längst nicht mehr den breiten vorneh-
0006men Raum ein, den frühere Jahrhunderte ihm gegönnt
0007haben. Im siebzehnten Jahrhundert von unbestrittener Vor-
0008herrschaft, noch fruchtbar und mächtig im achtzehnten, tritt
0009das Oratorium seit hundert Jahren allmälig immer
0010tiefer in den Hintergrund. Eine große, weitreichende, noch
0011lebendige Wirkung haben von den modernen Oratorien
0012einzig die beiden Mendelssohn’schen hervorgebracht.
0013Neben ihnen vermochten nur Spohr’sLetzte Dinge“ und
0014Des Heilands letzte Stunden“ ihr mildes Licht bis gegen den
0015Ausgang in der Vierziger-Jahre zu fristen. Mit „Paulus“ und
0016Elias“ schienen aber dem Oratorium alle weiteren
0017Eroberungen wie abgeschnitten. Die Production floß
0018immer spärlicher; die wenigen Componisten, welche
0019mit einem Oratorium (meistens nur mit Einem)
0020noch vor die Oeffentlichkeit traten, sahen sich bald in ihren
0021Hoffnungen getäuscht. Hiller’sZerstörung Jerusalems“,
0022Zenger’sKain“, Schachner’sRückkehr Israels“,
0023Marx’Moses“, Rheinthaler’sJephta“, Rein-
0024ecke’s
Belsazar“, Rubinstein’sParadies“ — wie
0025schnell und spurlos sind sie alle verschwunden! Man mußte
0026in den letzten sechzig Jahren neben Händel, Bach und Haydn 
0027immer wieder zu Mendelssohn Zuflucht nehmen. So stetige
0028Pflege des Oratoriums, wenn auch nur in seinen classischen
0029Repräsentanten, spricht für die unversehrte Anhänglichkeit
0030des Publicums an diese Kunstform. In neuester Zeit wurde
0031immer lebhafter der Wunsch vernehmbar, es möge auch in
0032der modernen Kunst dem Oratorium ein grünes Reis er-
0033blühen. Mag sein, daß diese Sehnsucht zusammenhängt mit
0034dem angeblich so stark neuerwachten religiösen Gefühl; ich
0035glaube, daß mehr ein ästhetisch-musikalisches Bedürfniß ihr
0036zu Grunde liegt. Die Gesellschaftskreise, aus welchen sich
0037der regelmäßige Concertbesuch bildet, dürften doch weniger
0038von kirchlichen als von künstlerischen Motiven bewegt sein.
0039In der That besitzt das Oratorium als musikalische Kunst-
0040gattung (gleichviel ob biblischen oder profanen Inhalts) un-
0041bestritten große eigenartige Vorzüge in seinen geschlossenen
0042Musiformen, seiner mächtigen Vorherrschaft der Chöre, 
0043seiner von theatralischen Bedingungen ungehemmten freien
0044Entfaltung — Vorzüge, in welchen weder die Oper noch
0045die Concertmusik ihm gleichkommt.


0046Seit Mendelssohn’s Tod geschieht es jetzt zum ersten-
0047male, daß ein Oratorium die allgemeine Aufmerksamkeit
0048fesselt und eine Art Siegeszug durch ganz Deutschland und
0049Belgien fortsetzt: Tinel’sFranciscus“. Annäherungs-
0050weise hat etwa Liszt’sHeilige Elisabeth“ bei ihrem Er-
0051scheinen gleiche Begrüßung erfahren, mit dem erheblichen
0052Unterschiede, daß ihr der Ruhm und Zauber von Liszt’s
0053Persönlichkeit stark vor- und mitgearbeitet hatte, während in
0054ganz Deutschland kein Mensch etwas wußte von Herrn
0055Tinel. Beide Werke, „Elisabeth“ wie „Franciscus“, präsentiren
0056sich schon durch ihre Stoffe als moderne Abzweigungen des
0057Oratoriums, dessen ganze Geschichte einen immer stärkeren
0058Zug vom Kirchlich-Religiösen zum Profan-Historischen auf-
0059weist. Beide sind christliche Legenden von vorwaltend bio-
0060graphischem Interesse. Es ist charakteristisch, daß Elisabeth,
0061die holde Landgräfin von Thüringen, der romantischen Phan-
0062tasie Liszt’s ebenso verlockend entgegenkam, wie der fromme
0063Mönch Franciscus dem als strenggläubig bekannten belgischen
0064Katholiken Tinel. Sein Porträt zeigt uns diesen Tondichter
0065als einen hageren, bartlosen, düster blickenden Mann, der
0066nur die Mönchskutte anzulegen braucht, um dem büßenden
0067Franz von Assisi zu gleichen. Ja, mich dünkt, die ehrwürdige
0068Erscheinung des heiligen Franciscus mochte noch weit mehr
0069den gläubigen Katholiken anziehen, als den Künstler in
0070Tinel. Die großen Maler der Renaissance (Giotto, Cimabue)
0071haben in den Franciscus-Legenden ein fruchtbares Stoff-
0072gebiet gefunden, für den Tondichter erscheint die passive Ge-
0073stalt des Heiligen weniger ergiebig.


0074Wir sehen Franciscus allerdings zu Beginn des Ora-
0075toriums mit lebenslustigen Jünglingen in heiterer Geselligkeit
0076verkehren. Plötzlich bewirkt jedoch eine „Stimme von Oben“
0077seine Abkehr von aller Weltlichkeit; er vertheilt sein Geld
0078unter die Armen, verläßt die Genossen und erwählt zu seiner
0079Braut — „die Armuth“. Von da an besteht das ganze
0080Leben des Heiligen in Beten, Fasten und Predigen. Wenn
0081zum mindesten die letztere Thätigkeit, die wichtigste des
0082historischen Franciscus, von Tinel verwerthet wäre in irgend
0083einer ergreifenden lebendigen Ansprache an das Volk! Liszt 
0084hat doch wenigstens in einer Clavier-Etüde dargestellt, wie der
0085heilige Franz den Vögeln predigt! Die zweite Abtheilung des
0086Oratoriums zeigt uns den Heiligen „durch strenges Fasten
0087“abgemagert, der Welt völlig abgestorben“; der dritte Theil 
0088behandelt ausschließlich sein Sterben und sein Begräbniß.
0089Dadurch verfällt die Dichtung in eine Monotonie, welcher,
0090bei der Länge des Werkes, die Kunst kaum eines Componisten
0091gewachsen ist. Blos von Frömmigkeit und Entsagung,
0092von Beten und Fasten kann selbst ein Oratorium nicht
0093leben; der Held muß mit seinen heiligen Gesinnungen auch
0094einmal thätig in die Außenwelt treten, mit ihr in Conflict
0095gerathen. Huß und Luther, zwei nicht minder glaubensstarke
0096Diener Christi, sind (Ersterer von Curt Loewe, Letzterer von
0097Meinardus) in Oratorien verherrlicht worden — in
0098mancher Hinsicht bedenkliche Stoffe, aber doch viel günstigere,
0099wie mir scheint, als Franciscus, welchen kein Kampf für
0100seine religiöse Ueberzeugung aus der Ruhe des Klosterlebens
0101hinaustreibt. Ich erinnere noch an Savonarola, der, ein
0102italienischer Bettelmönch und Prediger wie Franciscus und
0103von gleichem Eifer für die katholische Kirche erfüllt, sein
0104kühnes Auftreten gegen die verderbte Clerisei und Aristo-
0105kratie in Florenz mit dem Leben büßte. Was für ergreifende
0106Scenen bieten einem Oratorium die Schilderungen in
0107Lenau’s „Savonarola“! Dem frommen Lebenswandel des
0108demüthigen Franciscus hingegen ist niemals ein Stein in
0109den Weg gelegt worden. Papst Innocenz III. ertheilt ihm
0110das Recht der freien Predigt; er darf sogar vor Honorius III. 
0111predigen. Obwol in waldensischen Anschauungen erzogen,
0112hält er fest und gehorsam zur Kirche. Er lebt und lehrt
0113unbehindert und stirbt ruhig inmitten einer zahlreichen, ihn
0114vergötternden Gemeinde. Er gewährt uns nicht einmal jenes
0115Minimum dramatischen Interesses, das jedem Oratorium
0116unentbehrlich ist. Ein gelehrtes, umfangreiches Werk von
0117Professor H. Thode, dem Schwiegersohn Hanns v. Bülow’s,
0118Franz von Assisi“, erzählt uns aus dem Leben des Heiligen 
0119manche Anekdote von etwas lebendigerem Charakter.
0120So ließ sich Franciscus einmal, als er in einer Krankheit
0121sich die Wohlthat kräftiger Nahrung hatte zu Theil werden
0122lassen, nackt an einem Stricke durch die Straßen schleifen
0123und auf den Armensünderstein erheben, damit er sich so den
0124Leuten zum Spotte und Hohne für seine fleischliche Gesin-
0125nung bloßstelle. Auf seinen Reisen warf er die Sandalen
0126und den Stock weg, ging barfuß, blos in eine rauhe
0127Mönchskutte ohne Unterkleid gehüllt, und erbettelte sich seine
0128tägliche Nahrung. Er besuchte Pestkranke im Spital und küßte
0129Aussätzige. Das ist Alles sehr schön, aber nicht wohl in einem
0130Oratorium zu verwenden. Auch nicht, was ihm nach dem
0131Glauben der katholischen Kirche die höchste Weihe verlieh:
0132die Stigmatisation. „In ekstatischem Gebete, in fieberischer [2]
0133Verzückung muß ihm die Gemeinschaft mit Christus im
0134Leben und Leiden zur vollen Wirklichkeit geworden sein,
0135in seraphischen Gluthen seine Seele sich zu einer Gott-
0136anschauung und Vergöttlichung erhoben haben, die man wol
0137ferne ahnen, aber nicht schildern kann.“ Also schreibt Pro-
0138fessor Thode, der vollen Anspruch auf die Würde eines
0139Ehren-Franciscaners erheben darf. — Als biographische
0140Notiz sei beiläufig erwähnt, daß der Componist des „Fran-
0141ciscus“, Edgar Tinel, 1854 zu Sinay in Belgien geboren
0142ist und seit vierzehn Jahren als Dirigent und Lehrer an der
0143Kirchenmusikschule zu Mecheln wirkt. Von den zahlreichen
0144Gesangsstücken und Clavier-Compositionen, die er in jüngeren
0145Jahren veröffentlicht hat, ist in Deutschland kaum etwas be-
0146kannt. Auch zwei größere Werke Tinel’s für Chor, Soli
0147und Orchester, „Die Rolandsglocke“ und „Die Mohn-
0148blumen
“, sind bisher nur in seinem Vaterlände aufge-
0149führt worden. Die erste deutsche Aufführung des „Franciscus“
0150brachte Frankfurt a. M. im Jahre 1890, seinen größten
0151Triumph das vorjährige Musikfest in Aachen.


0152Angesichts der glänzenden Erfolge dieses Oratoriums
0153berichte ich von meinem persönlichen Eindruck nicht ohne
0154einiges Zagen. Mich hat der „Franciscus“ stellenweise inter-
0155essirt, in keinem Moment entzückt und größtentheils gelang-
0156weilt. Was wir von einer neuen großen Composition in
0157erster Linie verlangen, schöpferisches Vermögen und originelle
0158Erfindung, habe ich im „Franciscus“ fast durchgängig ver-
0159mißt. Was speciell ein Oratorium charakterisiren soll, ge-
0160sunde Kraft des Ausdrucks, vermochte ich gleichfalls nur
0161ausnahmsweise zu gewahren. Ungleich dem historischen
0162Franciscus, der im Leiden wie im Thun eine energische
0163Natur verräth, ist der Tinel’sche weichlich, marklos, sen-
0164timental. Am lebendigsten und anziehendsten wirkt der erste
0165Theil. Der Stoff nöthigte den Componisten, das lebensfrohe
0166Weltkind Franciscus doch mit leuchtenderen Farben zu
0167malen. Er singt da noch immer züchtig und bescheiden genug.
0168Der C-Dur-Chor der Gäste mit seinem lustig aufsteigenden
0169Hornmotiv ist effectvoll und wäre es noch weit mehr, hielte
0170er sich in etwas engeren Grenzen. Tinel kann recht grausam
0171sein in seiner Redseligkeit. Das „Tanzstück“ in F-dur be-
0172wegt sich in anmuthigen Figuren und nobler Haltung; neu 
0173in den Themen finde ich es ebensowenig wie den voran-
0174gehenden Chor in C-dur und die sich anschließende Ballade
0175von der Armuth. Zwischen diesen Musikstücken werden lange
0176„Recitative“ (richtiger erzählende Ariosos, streng im Tact)
0177nicht von Einer Stimme, sondern durchwegs unisono 
0178von allen Tenoren des Chors gesungen, wodurch sie
0179unverständlich in den Worten, starr und schwerfällig im
0180Ausdruck werden. Die Aufgabe des Recitativs ist in dieser
0181modernen Manier vollständig verkannt. Ueberall gefällt sich
0182der Componist in unersättlichem Weiterführen und Wieder-
0183holen desselben Motivs, vornehmlich im Accompagnement.
0184Ein Beispiel für viele: das Chor-Recitativ „Leis, leis“ mit
0185dem sich anschließenden langen Dialog der Himmelsstimme
0186mit Franciscus. Der Uebelstand der Monotonie steigert
0187sich in den beiden folgenden Abtheilungen bis zur Unerträg-
0188lichkeit, indem hier fast ununterbrochen lauter langsame
0189Tempi aufeinanderfolgen. Nachdem Franciscus im ersten
0190Theil eine „Ballade von der Armuth“ vorgetragen, singt er
0191im zweiten noch ein „Lied von der Armuth“; dieser in
0192lauter gleichen Viertelnoten pendelnde Gesang zeigt recht
0193augenfällig den Mangel an rhythmischer Abwechslung,
0194woran Tinel’s ganzes Werk leidet. Endlich wären auch noch
0195die vielen Anklänge an Wagner, an Schumann, selbst an
0196Liszt zu erwähnen. Neben diesen Mängeln besitzt das neue
0197Werk, wie sich von selbst versteht, auch unleugbare und schätzens-
0198werthe Vorzüge. Vor Allem die echte künstlerische Gesin-
0199nung des Tondichters, dem es Ernst ist um seine heilige
0200Sache; sodann sein tüchtiges musikalisches Können, seine
0201Beherrschung der Form und des polyphonen Styls.
0202Schließlich seine durchaus moderne, glänzende Instrumen-
0203tirungskunst, heute das unentbehrlichste und dankbarste
0204Requisit unserer Componisten. Kein Wagner-Liszt’scher
0205Orchester-Effect ist ihm unbekannt und mit keinem geizt er.
0206Getheilte Violinen in anhaltend höchsten Lagen, rauschende
0207Harfen-Arpeggien, über welche verschämte Flötenklänge
0208huschen, die schaurigen Mysterien der tiefen Clarinett- und
0209Fagotttöne, dazwischen das Klirren von Triangeln und
0210Becken, leiseste Sphärenmusik und daneben dröhnender
0211Posaunen- und Paukenlärm: Tinel hält das Alles in seiner
0212Hand. Glänzende Theater-Decorationen; wir wünschten nur
0213ein gedankenreicheres, genialeres Stück dazu.


0214Neben dem neuen Componisten Tinel brachte uns das
0215erste Gesellschaftsconcert auch einen neuen Dirigenten:
0216Herrn Richard v. Perger. Er ist ein geborener Wiener
0217und als mehrjähriger Director des Musikvereins in Rotter-
0218dam im Besitze einer umfassenden Dirigentenpraxis. Als
0219Componist hauptsächlich auf dem Gebiete der Kammermusik
0220thätig, hat Perger auch mit einer komischen Oper: „Der
0221Richter von Granada“ (nach der spanischen Erzählung „Der
0222Dreispitz“), in Köln Erfolg gehabt. Ein kleines Singspiel 
0223seiner Composition, „Die vierzehn Nothhelfer“, ist vor
0224Jahren im Hause Billroth’s von Dilettanten aufgeführt
0225worden. Aus jener Zeit her den besten Kreisen Wiens wohl-
0226bekannt und sympathisch, ist Herr v. Perger als glücklich
0227Heimgekehrter jetzt mit aufrichtiger Wärme begrüßt worden.
0228Man bringt ihm Vertrauen entgegen. Es spricht für ihn,
0229daß er sein Debüt als Director der Gesellschaftsconcerte
0230mit einem in Wien noch unbekannten, neuen großen Ora-
0231torium machen wollte. Gegen die Wahl des „Franciscus“
0232gilt keine Einwendung; auch von denen nicht, welche, wie
0233wir, den Enthusiasmus für Tinel nicht theilen. Perger 
0234dirigirte mit Ruhe und deutlichen, präcisen Tactzeichen;
0235sein Auge haftete auf den Sängern und nicht auf der Par-
0236titur. Besonderen Dank verdient die Einsicht und Energie,
0237mit welcher er sehr einschneidende Kürzungen des Orato-
0238riums vornahm. In der unbarmherzigen Ausdehnung des
0239Originals würden wir das Oratorium, insbesondere die
0240zwei letzten in Trauer und Wehmuth zerfließenden Abthei-
0241lungen nur mühsam bis zu Ende gehört haben. Auch so
0242überkam uns manchmal die Empfindung, als ob nicht Tinel’s
0243Franciscus“, sondern die „Mohnblumen“ auf uns einwirkten.
0244Dieses Gefühl hatte sich thatsächlich sehr zahlreicher Zuhörer
0245bemächtigt, welche in einer Art musikalischen Schlafwandels
0246schon nach der zweiten Abtheilung den Ausgang suchten.


0247Die Aufführung des sehr schwierigen und anstrengenden
0248Werkes gelang vortrefflich von Seite des Orchesters und
0249der Chöre unseres „Singvereins“. Herr Rothmühl,
0250königlich württemberg’scher Hofopernsänger, fand als
0251Franciscus noch mehr Gelegenheit, sich auszuzeichnen, als
0252jüngst im Mascagni-Concert. Seine vorzügliche Gesangs-
0253technik und edle Vortragsweise erzielten den besten Eindruck.
0254Für die Sopranpartie war ursprünglich die bekannte
0255rheinische Oratorien-Sängerin Wally Schauseil angesetzt;
0256ihre plötzliche Erkrankung gab der Frau Baronin Leonore
0257Bach
Anlaß, ihre rühmlich bekannte Gefälligkeit und musi-
0258kalische Sicherheit in der schnellen Uebernahme dieser Partie
0259zu bewähren. Der süße Klang ihrer Stimme, sowie ihr
0260ruhiger, seelenvoller Ausdruck kamen gerade dieser Aufgabe
0261besonders zu statten. In der kleinen, sehr hochliegenden
0262Baritonpartie machte sich die schöne, kräftige Stimme Herrn
0263Grienauer’s vortheilhaft bemerkbar. Am Schluß der
0264ersten Abtheilung fiel der ganze Singverein, Herren und
0265Damen, lebhaft applaudirend in den Beifall des Publicums
0266ein — eine herzliche Ovation für den Dirigenten Herrn
0267v. Perger, der sichtlich überrascht und gerührt dankte.