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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 13390. Wien, Dienstag, den 3. December 1901

[1]

Musik.

(Philharmonisches Concert. — Sauer’s Memoiren.)


0003Ed. H. Abwechslungsreiche Programme mit glück-
0004licher Mischung von Altem und Neuem hat uns Director
0005Hellmesberger bis jetzt geboten. Diesmal Mozart’s 
0006Es-dur-Symphonie, Brahms’ Akademische Ouvertüre und
0007dazwischen ein neues Clavierconcert, componirt und gespielt
0008von Emil Sauer. Bereits in verschiedenen Städten, zuletzt
0009in Paris, hat das Stück sehr gefallen und muß gefallen,
0010wenn Sauer selbst es vorträgt. Daß ausgezeichnete Virtuosen
0011sich ihre Glanznummern, insbesondere Concerte, selbst ver-
0012fertigen, bildete in früheren Perioden die Regel; jetzt ge-
0013schieht es viel seltener und scheint doch täglich dringender.
0014Unsere Pianisten stehen zwar mit ihrem Concertvorrath noch
0015immer im Vortheil gegen die Violin-Virtuosen — aber reicher
0016Auswahl können auch sie sich keineswegs rühmen. Zu dieser
0017Noth tritt für jeden bedeutenden Virtuosen die Lockung,
0018seine individuellen Vorzüge in einer eigenen Composition
0019gehörig aufleuchten zu machen. So braucht er denn Concert-
0020stücke nicht blos für sich, sondern von sich. Aus
0021Sauer, der bisher als Componist nur selten und
0022lediglich in kleinen Formen hervorgetreten, hat jetzt mit
0023einem eigenen Concert in E-moll sein Repertoire glänzend
0024geschmückt. Wie vorauszusehen, strahlt dieser „Glanz“ mehr
0025vom Virtuosen aus als vom Tondichter, welcher 
0026Jenen willig den Ehrenplatz gönnt. Sauer’s Clavierconcert
0027(dem Andenken Nikolaus Rubinstein’s gewidmet) ist vier-
0028sätzig und von großer Ausdehnung. Auf ein Allegro
0029patetico in E-moll folgt in gleicher Tonart ein sehr rasches
0030Scherzo in Drei-Achtel-Tact, ein Larghetto amoroso in
0031C-dur, an dessen verhallenden Schluß sich ein munteres
0032Rondo in E-dur heftet. Eine eigentliche „Cadenz“ alten
0033Brauches fehlt in Sauer’s Concert, das man vielleicht
0034Eine große Bravour-Cadenz nennen könnte. Das äußerst
0035brillante Stück wird überall interessiren und gefallen, wo
0036sich Jemand findet, der es spielen kann. Sauer’s unüber-
0037treffliche Virtuosität hat im Philharmonischen Concert einen
0038neuen großen Triumph gefeiert. Es war des Beifalles
0039kein Ende.


0040Es fügt sich hübsch, daß gerade jetzt, gleichzeitig mit
0041seinem neuen Concerte, Sauer’s Selbstbiographie auftaucht,
0042der berühmte Virtuose den noch unbekannten Schriftsteller
0043dem Publicum vorstellt. „Meine Welt“ betitelt sich
0044das an 500 Seiten starke Buch, dessen anziehende, mit-
0045unter etwas zu ausführliche Erzählungen dankbare Leser
0046finden werden. Erstaunen dürfte mancher von ihnen, daß
0047der erst 40 Jahre alte Verfasser schon heute als Auto-
0048biograph größten Formates auftritt. In 20 bis 25 Jahren
0049gibt uns Sauer hoffentlich einen zweiten Band!


0050Aufs Gerathewohl schlagen wir das Buch auf, am
0051Schlusse der Einleitung — da hat der Verfasser schon unser
0052Herz gewonnen. Durch die Worte über seine Mutter!
0053„Mein ganzes Leben,“ schreibt er, „stand unter dem ver-
0054edelnden Einflusse meiner Mutter. Ihre Liebe und
0055mütterliche Fürsorge haben als leuchtender Stern mich
0056auf all meinen Wegen begleitet! Man wird mich
0057daher nicht der Ueberschwänglichkeit zeihen, wenn mein
0058dankerfüllter Blick oft und lange an diesem theuren
0059Bilde haften bleibt. Denn es lebt ja nicht nur in meiner
0060Seele; der Gnade Gottes danke ich noch heute diesen reichen
0061Besitz, an dem ich mit jeder Faser meines Herzens hänge.
0062Komm’, meine Mutter, laß uns wie im Leben, so auch
0063durch dieses Buch Arm in Arm weiterwandern!“ Die
0064Mutter, eine noch rüstige, feingebildete, sanfte Frau, ehedem
0065eine der besten Pianistinnen, widmete sich bald dem Unter-
0066richte ihres Söhnchens, dem das Ueben eine Qual, das 
0067Clavierzimmer „eine Folterkammer“ war. Wie so manchem
0068später berühmt gewordenen Virtuosen und Componisten!
0069Mußte doch der junge Beethoven „wie ein übellaunig
0070Eselein“ zum Clavier gezerrt werden! Was die brave
0071Frau anfangs zum Vergnügen (wie wir gesehen, nur zu
0072ihrem Vergnügen) gethan, Clavierunterricht geben, das
0073mußte sie bald in bitterem Ernst, aus Noth. Emil’s
0074Vater, ein wohlhabender, geachteter Kaufmann in
0075Hamburg, wurde durch unglückliche Speculationen
0076bankerott. Der Hausstand mußte auf das Noth-
0077wendigste beschränkt, das schöne eigene Haus mit einer
0078kleinen Miethwohnung vertauscht werden. Da greift die
0079Mutter sofort zu dem tapferen Entschluß, Clavierstunden
0080zu geben, und wird bald eine der gesuchtesten Lehrerinnen.
0081Emil besucht das Gymnasium und versieht nebenbei in der
0082Capelle eines Hamburger Vorortes den Organistendienst
0083— gegen den Sold von jährlich 52 Thalern! Immerhin
0084noch besser, als der junge Brahms, der ganze Nächte in
0085Hamburger Kneipen zum Tanz aufspielen mußte! Aus
0086seiner musikalischen Gleichgiltigkeit wird Emil eines Tages
0087wie durch ein Wunder aufgerüttelt. In einer größeren
0088Abendgesellschaft, und bald nachher in einem öffentlichen
0089Wohlthätigkeits-Concert muß er sich zum erstenmale produ-
0090ciren. Der rauschende Beifall, der beglückende Widerhall
0091seines Spieles in den Herzen der Zuhörer macht ihn be-
0092herzt und glücklich. Von nun an kennt sein Eifer, sein
0093Fleiß keine Grenzen.


0094Eine ernüchternde Abkühlung bleibt nicht lange aus.
0095Sein Gymnasialzeugniß mit der Specialnote: „Das
0096öffentliche Auftreten Emil’s ist nach Paragraph so und so
0097der Ober-Schulbehörde nicht gestattet.“ Die nächsten
0098Sommerferien benützten Mutter und Sohn trotzdem zu einer
0099improvisirten Tournée durch verschiedene Badeorte. Aber
0100sowol in den Ostseebädern, wie in den beliebtesten Sommer-
0101frischen des Harzes spielten sie vor leeren Bänken; die
0102spärliche Ernte deckte kaum die Reisekosten. Dieses Miß-
0103geschick, das ihn noch jahrelang unter allen Himmels-
0104strichen verfolgt hat, entlockt dem jungen Künstler kein
0105Wort der Verwunderung oder Empörung. Er findet es
0106begreiflich, daß unbekannten Größen überall mit Miß-
0107trauen begegnet wird. „Aus Mitleid besucht Niemand [2]
0108Concerte, am allerwenigsten ein Badepublicum, und der
0109Verdacht, daß Jemand seine Kunst übt, weil er es nöthig
0110hat, ist schon genügend, dasselbe zu verscheuchen.“ In
0111Niendorf concertirt Sauer vor wohlgezählten 14 Zu-
0112hörern. „Wenigstens,“ schließt er mit gutem Humor, „hatte
0113dieses Trauerspiel das Gute, mich heute noch dieser Pro-
0114duction vor 14 Köpfen rühmen zu können. Tiefer bin
0115ich nicht mehr gesunken!“ Und dennoch möchte er die Er-
0116innerung an jene Zeit trüber Erfahrungen und bitterer
0117Enttäuschungen um keinen Preis missen!


0118Das Jahr 1877 bedeutet einen entscheidenden Wende-
0119punkt in Sauer’s Leben: Anton Rubinstein concertirt
0120in Hamburg. „Die Wirkung seines Spieles auf mich,“
0121erzählt Sauer, „spottet jeder Beschreibung. Athemlos, vor
0122innerer Erregung bebend, lauschte ich der neuen Offen-
0123barung; kein Ton, keine Schattirung entging meinen
0124Ohren.“ Das schriftliche Ansuchen der Mutter, Rubinstein 
0125möge ihren Sohn anhören, fand freundlichste Gewährung.
0126Auf ihre drängende Bitte um ein strenges, rücksichtsloses
0127Urtheil entgegnet Rubinstein: „Seien Sie unbesorgt, Ma-
0128dame; nichts liegt mir ferner, als Ihnen trügerische Hoff-
0129nungen zu erwecken. Die Zeit der Wunderkinder ist vorbei;
0130ebenso hat sich das schale Virtuosenthum selbst überlebt. Wer
0131sich heute unter der Legion von Pianisten einen Ehrenplatz
0132erringen kann, der muß als echter und rechter Musiker ge-
0133boren sein. Ich fürchte fast, daß Sie enttäuschter von mir
0134gehen werden, als Sie gekommen sind.“ Nun producirt
0135sich der Knabe mit Stücken von Bach, Beethoven, Chopin 
0136und Liszt. Er solle sich unbedingt ganz der Musik widmen,
0137räth Rubinstein, freudig überrascht von dem Talent des
0138jungen Sauer. Auf die schüchterne Frage der Mutter, ob
0139vielleicht Rubinstein selbst dereinst die Ausbildung des
0140Knaben übernehmen würde, erwidert der Meister, weh-
0141müthig den Kopf schüttelnd: „Ich bin kein Pädagoge.
0142Dazu gebricht es mir an den drei wesentlichsten Dingen:
0143an Lust, Muße und Geduld. Aber ein Größerer als ich,
0144der Größten einer, soll sich dieses Knaben annehmen:
0145mein Bruder Nikolaus. Lassen Sie Ihren Jungen vor
0146Allem ruhig weiter das Gymnasium besuchen; es ist vorder-
0147hand das Wichtigste. Ein Ungebildeter kann auch durch
0148die Sprache der Tonkunst nicht bilden. Wenn dann die
0149Zeit gekommen ist, soll es ihm an einer warmen Empfehlung 
0150an meinen Bruder in Moskau nicht fehlen. Dort wird er
0151Alles lernen, was überhaupt gelernt werden kann.
0152Genial muß er dann später durch sich selbst werden.“


0153Also auf nach Moskau! Zu Ostern 1879 durfte
0154Sauer dem Gymnasium Adieu sagen, um sich ganz der
0155Musik zu widmen. Des Latein und Griechisch war er ohnehin
0156längst übersatt. Rubinstein hatte Wort gehalten und seinem
0157Bruder Nikolaus den jungen Schützling warm empfohlen.
0158Aber nun drohten neue Schwierigkeiten! Woher die Mittel
0159für die Reise nach Moskau, die Kosten des Studiums und
0160des Lebensunterhaltes erlangen? Eine in Rußland be-
0161güterte Freundin von Frau Sauer erwirkte für Emil eine
0162Freistelle am Moskauer Conservatorium. Auch für seine
0163Ausrüstung und nothwendigsten ersten Bedürfnisse sorgte
0164ein Consortium von Wohlthätern in Hamburg, „dieser
0165Hochburg der werkthätigen Menschenliebe“!


0166Die Mittheilungen über Nikolaus Rubinstein,
0167dessen Persönlichkeit, Charakter und Lehrmethode, gehören
0168zu den anziehendsten, speciell für Musiker interessantesten
0169Capiteln des Buches. War dieser Mann, in dessen Zügen
0170man vergeblich nach einer entfernten Aehnlichkeit mit Anton
0171Rubinstein forschte, wirklich dessen leibhaftiger Bruder?
0172Nikolaus trug alle Kennzeichen des hellfarbigen orienta-
0173lischen Typus; ein Blondkopf mit großen wächsernen
0174Augen, leicht gebogener Nase und schmalen, von einem un-
0175gepflegten Schnurrbart bedeckten Lippen; an den Schläfen
0176starke Zornesadern, Zeichen heißblütigen Tempera-
0177ments. Der erste Besuch wirkte nicht sehr ermuthigend.
0178Emil mußte sofort ans Piano, obschon er, erschöpft von
0179der mühseligen Reise, flehentlich um Aufschub bat. „Machen
0180Sie keine Ausflüchte!“ herrschte ihn Nikolaus mit durch-
0181bohrendem Blick an; „Wollen und Können sind das
0182wirksamste Schutzmittel gegen Müdigkeit.“ Aber Sauer 
0183war doch im Recht gewesen; es mißglückte ihm Alles. Er
0184hatte „verthan und verspielt“. Rubinstein mißt ihn mit
0185unverhohlenem Erstaunen: „Also Sie sind das große
0186Talent, von dem man mir berichtete? Bei uns zu Lande
0187pflegt man weniger verschwenderisch mit dem Prädicat
0188„Talent“ umzugehen! Nun, hoffentlich gelingt es Ihnen,
0189mich bei nochmaligem Hören eines Besseren zu überzeugen;
0190denn so wäre Ihnen der Zutritt in meine Classe ohne-
0191weiters versperrt.“ Dann trat aber dem so tief gedemüthigten 
0192armen Jungen gegenüber das weiche empfindende Herz des
0193Meisters leuchtend zu Tage. Er erkundigt sich genau nach
0194dem Vorleben und den Verhältnissen Emil’s und nach dem
0195Bestand seiner Börse, welcher auf knappe 40 Rubel, kaum
0196ausreichend für die Bedürfnisse des ersten Monats, zu-
0197sammengeschmolzen war. Auch Sauer schmolz zusammen,
0198vor Rührung nämlich, als ihm Rubinstein das eigene
0199Portemonnaie zur Verfügung stellte.


0200Jeden Wochentag von 2 bis 4 Uhr ließ der Meister
0201seine Schüler antreten. Nach einem zweiten, besser ge-
0202glückten Examen wurde Sauer in Rubinstein’s Classe auf-
0203genommen, unter der ausdrücklichen Clausel, beim ersten
0204selbstverschuldeten Anlaß wieder an die Luft gesetzt zu
0205werden. Nur wenige Schüler fanden Aufnahme. Von etwa
0206400 Conservatoristen durften blos 15 sich rühmen, Rubin-
0207steinianer zu heißen. Diese mußten täglich von 2 bis
02084 Uhr sich einfinden, jeder darauf gefaßt, an die Reihe
0209zu kommen. Sie Alle konnten durch Zuhören profitiren
0210und dabei die ganze Clavier-Literatur kennen lernen.
0211Jedes Clavierstück pflegte der Meister einmal selbst
0212vorzutragen. Seine Beherrschung des in diesen Lehr-
0213stunden verarbeiteten Materials war geradezu fabel-
0214haft: der große Anton hätte die Programme von
0215zwanzig historischen Concerten damit fristen können. Sauer 
0216ist überzeugt, daß Nikolaus Rubinstein als Pädagoge seines-
0217gleichen nicht gehabt — auch schwerlich so bald finden werde.
0218Nicht etwa eine bestimmte, von ihm erdachte Methode war
0219es, sondern die magnetisirende Macht seiner Persönlichkeit,
0220die Gabe, sein tiefgehendes Wissen auf Andere erfolgreich
0221zu übertragen. Jedes Talent erfuhr bei ihm eine völlig
0222individuelle Behandlung. Gleichwie die Fingersätze, je nach
0223Beschaffenheit der Hand, total verschiedenartig von ihm
0224notirt waren, so richtete sich auch seine Unterweisung immer
0225nach dem technischen oder geistigen Vermögen des Be-
0226treffenden. N. Rubinstein verstand es, seine Schüler von
0227Anbeginn auf die wichtige Fährte zielbewußten Stu-
0228diums zu bringen, in der Ueberzeugung, daß man in vier
0229denkend verbrachten Stunden mehr lernen könne, als
0230Andere in ebenso viel Tagen. „Qualität, nicht Quan-
0231tität des Uebens entscheidet,“ pflegte er zu ermahnen
0232vier Stunden täglich, gleichmäßig auf Vor- und Nach[3]-
0233mittag vertheilt, genügen vollauf. Mit maschinenmäßiger
0234Fingerarbeit wird nichts erreicht, höchstens riskiren Sie
0235dabei, das bischen Geist und Verstand, das allenfalls noch
0236in Ihnen steckt, gänzlich zu tödten.“ Nikolaus Rubinstein 
0237ward von seinen Schülern aufrichtig verehrt, so hart, ja
0238barbarisch er sie mitunter behandelte. Auch der junge
0239Sauer hatte unter ihm „Folterqualen“ zu erdulden. Trotz-
0240dem trachtet er nach Möglichkeit, den Despotismus seines
0241Meisters zu entschuldigen und pathologisch zu erklären.
0242Wein, Weib und Kartenspiel hatten dessen Riesennatur
0243allmälig untergraben. Wenn er die Nächte am Karten-
0244tisch verbracht, Tausende und Abertausende von Rubeln
0245der Spielwuth geopfert hatte, dann entlud anderen Tags
0246sein Grimm sich nur zu oft gegen seine Schüler. Dann
0247war ihm nichts mehr heilig, selbst nicht der herrliche,
0248meterlange Haarzopf der jungen Pianistin Untilowa, den
0249er einmal bei einem fehlerhaften Vortrage so lange als
0250Glockenzug benützte, bis die Arme in Thränen ausbrach.
0251Nach Neujahr 1881 veränderte sich plötzlich Rubinstein’s
0252Aussehen. In gebückter Haltung, aschfahl und verschleierten
0253Blickes trat er in seine Classe. Man erzählte, er sei nach
0254einem galanten Abenteuer das Opfer eines rächenden Ueber-
0255falles geworden. Dennoch hofften seine Freunde, völlige
0256Abgeschiedenheit an einem sonnigen Ort der Riviera werde
0257dem Schwerkranken Heilung bringen. Auf langsamer, wieder-
0258holt unterbrochener Reise gelangte Rubinstein nur bis nach
0259Paris, wo er im März 1881 seinen Qualen erlag.


0260Bei Sauer’s Moskauer Studienzeit glaubte ich etwas
0261länger verweilen zu dürfen, weil sie, musikalisch besonders
0262inhaltsreich, für Clavierspieler einen reichen Schatz von
0263Beobachtungen birgt. Viele Leser dürften die zweite
0264größere Hälfte des Sauer’schen Buches lebendiger und
0265farbenreicher finden: seine Kunstreisen in Spanien, Frank-
0266reich, England, die bunten Schilderungen von Land und
0267Leuten in der Türkei, in Persien, Griechenland und Ame-
0268rika; sein Verkehr mit Brahms, Bülow, Liszt, der Fürstin
0269Wittgenstein und vielen anderen Berühmtheiten der Kunst
0270und hohen Aristokratie. Rühmenswerth erscheint mir, daß
0271Sauer von seiner Person in dem Maße weniger spricht,
0272als seine Erfolge sich steigern, sein Ansehen wächst. Was
0273er beobachtet und erlebt, wird ihm fortan wichtiger, als
0274was er selbst leistet.