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Neue Freie Presse
Morgenblatt
No. 861. Wien, Dienstag den 22. Januar 1867

[1]

Hofoperntheater.

(„Joseph und seine Brüder“, von Méhul.)


0003Ed. H. Méhul’s Oper „Joseph“ machte bekannt-
0004lich kurz nach ihrem Erscheinen in Paris (1807) die
0005Runde über alle deutschen Bühnen und ward bei uns bald
0006heimischer und beliebter als im eigenen Vaterlande. Der
0007Umschlag im musikalischen Geschmack, welcher Beliebtheiten
0008und Berühmtheiten so schnell altern macht, hat auch Méhul’s
0009Oper nach etwa dreißigjähriger Herrschaft allmälig von den
0010Bühnen beseitigt. Da taucht plötzlich der egyptische Joseph 
0011in jüngster Zeit an mehreren Hauptbühnen Deutschlands bei-
0012nahe gleichzeitig wieder auf und wird in München, Stutt-
0013gart, Dresden, Frankfurt, zuletzt in Berlin (mit Niemann)
0014freudig begrüßt. Erfahrungen wie diese würden jedenfalls für
0015den gleichen Versuch an der Wiener Oper sprechen, wenn nicht der
0016Werth des Werkes selbst jede äußerliche Rechtfertigung über-
0017flüssig machte. Wir können der großen Ueberschätzung Méhul’s,
0018wie sie vordem im Schwung war und in manchen Büchern
0019noch nachklingt, nicht beistimmen; gewiß aber besitzt sein
0020Joseph“ sehr werthvolle Eigenschaften, welche überdies durch
0021die Gewalt des Contrastes gerade jetzt mit verdoppelter Kraft
0022einleuchten.


0023Die Herrschaft Meyerbeer’s, Wagner’s und Verdi’s,
0024dieser drei meuterischen Grazien unserer musikalischen Epoche,
0025bietet uns seit Jahren die stärksten dramatischen Aufregungen,
0026sie hält uns fast ununterbrochen in einer schwülen, süßgif-
0027tigen Atmosphäre fest, deren elektrische Spannung uns nach-
0028gerade zu viel zumuthet. Tritt man daraus unmittelbar in
0029die reine Luft einer friedlichen, vielleicht auch etwas einför-
0030migen Landschaft, so fühlt man ein eigenthümlich wohlthuen-
0031des Behagen, ungefähr — wie wir gestern bei den Gesängen
0032Joseph’s und seiner Brüder. Fragt man uns, ob dieser
0033wohlthätige Contrast, den das Publicum mit uns fühlte,
0034Méhul’s Oper eine neue Blüthenzeit wie jene erste in
0035Deutschland prophezeie, ob „Joseph“ nunmehr dauernd fesseln,
0036vielleicht gar eine ästhetische Reaction hervorrufen werde, so
0037können wir trotzdem nicht mit „Ja“ antworten. Es fehlt
0038dieser Musik zwar alles Arge des modernsten Opernstyls,
0039aber damit auch so viel des Reizvollen und Bestechenden, was
0040der fortschreitende Gang der Kunst und das glänzende Talent
0041Einzelner diesem Genre angeeignet und uns angewöhnt hat, 
0042daß an eine nachhaltige lebendige Wirksamkeit Méhul’s kaum
0043zu denken ist. Nur in sparsamen Reprisen und vortrefflicher
0044Darstellung wird „Joseph“ ein ausreichendes und dankbares
0045Publicum versammeln.


0046Joseph und seine Brüder“ zählt zu den sehr wenigen
0047modernen Opern, die der biblischen Geschichte, dieser Domäne
0048des Oratoriums, ihren Stoff entlehnen. Wir haben aus
0049neuerer Zeit noch eine zweite: Rossini’sMoses“, abge-
0050sehen von zwei Erzeugnissen der jüngsten Tage (Gounod’s 
0051Königin von Saba“ und Auber’sVerlorner Sohn“),
0052welche den biblischen Stoff willkürlich modernisiren. Biblische
0053Handlungen passen schlecht für die Oper; die Ehrfurchtsdäm-
0054merung, welche sie umgibt, verträgt sich nicht mit der klaren,
0055starren Gegenständlichkeit des Dramas, die großartige Vor-
0056stellung von den Persönlichkeiten nicht mit dem menschlichen
0057Maß scenischer Darstellung. Nun hat zwar der Dichter des
0058Joseph“ seinen Gegenstand auf eine einfache Familien-Ge-
0059schichte mit Wiedererkennung und Versöhnung reducirt und
0060die Fehler des anspruchsvolleren „Mosè“ vermieden, dessen
0061Wunderproben jedesmal die allgemeine Heiterkeit des Publi-
0062cums erregen. Er hat aber auch zugleich das lebendige Ele-
0063ment des Dramas aufgegeben: Leidenschaft, Fortschritt und
0064Kampf der Gegensätze. Das einfachste Verhältniß legt sich er-
0065müdend durch drei Acte auseinander; der längst vorbereitete
0066und erwartete Moment, daß Jacob endlich seinen Sohn wie-
0067der erkenne, wird mit einem sich zur Geduldprobe steigernden
0068Phlegma hinausgeschoben. Und als dieser Hauptmoment des
0069Ganzen endlich eintritt, vollzieht er sich in gesprochenem
0070Dialog! Hier, wo die Musik ihr Bestes, Größtes geben
0071konnte und sollte, ist sie von der Scene verbannt. Wie alle
0072Familien-Schauspiele, trieft das Buch von Edelmuth und
0073Rührung; selbst Simeon’s wilde Reue ist nur durchbrechende
0074Tugend. Zu dieser bedenklichen Gemüthlichkeit der Auffassung
0075und dem übergenügsamen Stillstande der Scene tritt schließlich
0076noch der Umstand hinzu, daß dieser Operntext auf das „Salz
0077der Erde“, die Frauen, verzichtet. Unleugbar war der Com-
0078ponist eines solchen Textbuches von vornherein in der Frei-
0079heit seiner Bewegung gehindert und verdient für das trotzdem
0080Erreichte um so größere Bewunderung.


0081Die Musik zu „Joseph und seine Brüder“ verräth in
0082jeder Nummer den verständnißvollen und begeisterten Schüler
0083Gluck’s. Der Ausdruck ist überall einfach, treffend und edel,
0084die Declamation bei aller Correctheit und Feinheit ohne jeg-
0085lichen Zwang. Der declamatorische Charakter herrscht aller-
0086dings im Großen und Ganzen vor und gibt den betreffenden
0087Musikstücken jenes formale, akademische Gepräge, das z. B. die erste
0088Arie Joseph’s charakterisirt und direct an Gluck erinnert. War
0089ja Gluck’s Musik die Fackel, woran der junge Méhul sein Ta-
0090lent entzündete und welche er zeitlebens in Verehrung festhielt.
0091Man kennt die hübsche Anekdote aus Méhul’s Jünglingsjah-
0092ren, wie er sich zur Generalprobe von Gluck’s „Iphigenia in
0093Aulis“ ins Theater eingeschlichen und, ganz begeistert von dem
0094Werke, beschlossen hatte, in einer Loge versteckt bis zum näch-
0095sten Abend im Theater zu verweilen, um der ersten Vorstel-
0096lung ja gewiß zu sein. Aus diesem Gluck’schen Logenwinkel
0097ist Méhul eigentlich nie wieder ganz herausgekommen. Obwol
0098von Natur ein bewegliches und vielseitiges Talent, blieb er
0099doch von Gluck’s typischer Ausdrucksweise entschiedener be-
0100herrscht, als seine ebenso Gluck-begeisterten Collegen Cheru-
0101bini und Spontini. Sie sind kühner, wärmer, leidenschaft-
0102licher. Und Mozart vollends, mit dem man allzu schmeichel-
0103haft Méhul einst gern verglich! Letzterer erinnert in man-
0104chen Wendungen an Mozart, weil er ihn studirt hatte und
0105ihm überdies zeitlich noch nahestand — zwischen der Bega-
0106bung dieser beiden Tondichter liegt eine Welt. Und dennoch
0107können wir eine Bemerkung hier nicht unterdrücken, welche
0108Méhul sogar Mozart gegenüber zu statten kommt. Die ganze
0109Rolle Joseph’s in der Méhul’schen Oper erinnert in ihrem
0110milden, leidenschaftslosen Wohlwollen und Edelmuth auffal-
0111lend an Mozart’s Titus, und nicht zum Vortheil des Letz-
0112teren. Die Oper „Titus“ ist das Werk eines ungleich größe-
0113ren Genies, aber sie gehört einer theilweise unwahren, vor-
0114wiegend modischen Richtung (der der alten Opera seria) an,
0115während das Genre des „Joseph“ ein durchaus edles, wahres,
0116eminant dramatisches ist. „Joseph“ hat den „Titus“ überlebt.


0117Die gänzlich schmucklosen, ernsten Weisen „Joseph’s“
0118wirken tiefer und überzeugender auf uns, als dessen
0119römischer Doppelgänger „Titus“ mit seinen Passagen und
0120Rouladen und der gefälligen Süßigkeit seiner Melo-
0121dien. Wir finden diese Erscheinung in allen Kunstgebie-
0122ten wieder: Werke, die über ihr individuelles Talent hinaus
0123gefallen, weil sie einer reinen und schönen Stylgattung ange-
0124hören. Die compacte Gruppe französischer Dramatiker aus
0125der Revolutions- und Kaiserzeit: Méhul, Cherubini, Catel,
0126Lesueur, Berton, Isouard, wirkt als ein so achtunggebietendes
0127Ganzes zum großen Theil durch den künstlerischen Adel der
0128Gattung. Diese geschlossene Phalanx verdient in der Musik-
0129geschichte alle Ehren, und Deutschland hat sich der ausgedehnten [2]
0130Gastfreundschaft nicht zu schämen, die es jener französischen Schule
0131auf allen Bühnen durch Jahrzehnte erwiesen hat. Die deutsche
0132Opern-Production nach Mozart’s Tod mußte beschämt gegen
0133die französische zurückstehen, sie hat von der „Zauberflöte“
0134bis zum „Freischütz“ ein einziges Werk von monumentaler
0135Bedeutung aufzuweisen: „Fidelio“, und ein einziges von
0136ungewöhnlichem Erfolg: „Die Schweizerfamilie“.


0137Wer von Méhul’s Werken nur den „Joseph“ kennt,
0138wird diesen ohne Zweifel für eine nur aus innerem Drang
0139entstandene naive Schöpfung eines Talentes halten, das
0140von Haus aus auf das Einfache und Kunstlose angelegt war.
0141Und doch belehrt uns die Geschichte eines Anderen. Méhul 
0142hat in seinen früheren Opern fortwährend experimentirt, nach
0143Neuem und Ueberraschendem gesucht. Seine Tendenz zum Raf-
0144finirten, sein häufiges Umformen des Styls, sein ehrgeiziges
0145Rivalisiren mit bestimmten gefeierten Werken und Compo-
0146nisten weist auf eine krankhafte Unruhe des Schaffens und
0147auf ein vorwiegend reflectirtes Talent. In seinem „Uthal“
0148verbannt Méhul die ganze Oper hindurch die Violinen, um
0149durch die isolirte Klangfarbe der Violoncells und Bratschen
0150ein Ossian’sches Halbdunkel über die Stimmung zu breiten.
0151Im „Ariondant“ macht er das wunderliche Experiment, den
0152Uebergang vom Gesang zur gesprochenen Prosa dadurch zu
0153vermitteln, daß er die Musikstücke mit enharmonischen Rückun-
0154gen und harten Uebergängen schließt, welche das Ohr irre-
0155führen und die ursprüngliche Tonart sollten vergessen lassen.
0156Die Oper: „L’Irato“ schreibt er absichtlich im italienischen
0157Styl und läßt sie als das Werk eines italienischen Maestro
0158aufführen, um gleichzeitig seine Ueberlegenheit und die Kritik-
0159losigkeit des französischen Publicums zu beleuchten. Erst nach-
0160dem eine Reihe von theatralischen Niederlagen ihn von der
0161Erfolglosigkeit einer neuerungssüchtigen, effecthaschenden Musik
0162überzeugt hatte, schlug er plötzlich in seinem „Joseph“ den
0163Ton schlichtester Einfachheit an. Musikalisch frischer und ori-
0164gineller scheint uns der Componist trotzdem in seinen besten
0165komischen Opern, namentlich der in Deutschland einst
0166hochbeliebten „Une folie“ (die beiden Füchse). Die Romanze:
0167„Je suis encore dans mon printemps“ hat einen melo-
0168diösen Reiz und eine innere Bewegtheit, wie wir sie kaum
0169in einem Stücke des „Joseph“ wiederfinden. Der Werth von
0170Joseph und seine Brüder“ ruht weniger in musikalischen
0171Einzelheiten, als in der streng einheitlichen stylvollen Be-
0172handlung des Ganzen. Ueberall finden wir den Geist der
0173Worte und der Situation in den einfachsten, treffendsten Ausdruck 
0174gefaßt; wir begegnen nicht dem kleinsten Zierrath, keiner applaus-
0175süchtigen Trivialität, keinem frivolen Effect. Ein milder Hauch
0176von Weisheit und Frömmigkeit schwebt über dem ganzen Bilde.
0177Dies ist der „einfache, biblische Geist“, den C. M. Weber 
0178so sehr an Méhul’s „Joseph“ bewunderte. Daß diese keusche
0179Enthaltsamkeit der Musik im Verlauf der Oper zur Einför-
0180migkeit führt und der Hörer mehr Farbe und Bewegung
0181wünscht, ist natürlich. Gewisse musikalische Gewohnheiten
0182Méhul’s, z. B. seine Vorliebe für „Rosalien“, das ermüdende
0183Wiederholen desselben Motivs auf allen erdenklichen Tonstu-
0184fen*), das allzulange Festhalten desselben Rhythmus u. dgl.
0188unterstützen nur zu sehr, was im „Joseph“ ohnehin zur Mono-
0189tonie verleitet. An dramatischer Kraft und Bewegung steht die
0190meisterhafte Scene Simeon’s im ersten Act obenan; die Ge-
0191sänge Joseph’s, Jacob’s und Benjamin’s sind voll Haltung
0192und edlem, oft rührendem Ausdruck, doch nicht ohne Neigung
0193zur Weichlichkeit. Man darf wol behaupten, daß Méhul den
0194günstigsten Vorzug des Buches, die Abstufung der Charaktere,
0195nicht im vollen Maß benützt hat. Vom kindlichen Benjamin 
0196bis zu der Hoheit Jacob’s haben alle seine Charaktere, selbst
0197Simeon, einen Familienzug von Sentimentalität, auf welchen
0198erst der Darsteller das Persönliche, Bezeichnende aussetzen muß.


0199Für deutsche Sänger neuester Aera, für unsere „Afri-
0200kanerinnen“ und „Holländer“ bietet die Méhul’sche Oper eigen-
0201thümliche Schwierigkeiten: durch die Einfachheit der Musik
0202und die gesteigerten schauspielerischen Anforderungen. Nicht
0203allein nimmt das gesprochene Wort einen ganz unverhältniß-
0204mäßigen Raum ein: die Sänger, die schon mit dem Spre-
0205chen meist auf gespanntem Fuße stehen, haben auch im Spiele
0206sehr schwierige Momente zu bewältigen. Joseph, der, seit
0207dem Erkennen seiner Brüder und seines Vaters fortwährend
0208in heftigster Gemüthsbewegung, sich dennoch zurückhalten und
0209verstellen muß, ist eine schwierige dramatische Aufgabe: Si-
0210meon
erfordert geradezu einen ausgezeichneten Schauspieler.
0211Benjamin freilich scheint das Einfachste von der Welt; wie
0212wenigen Sängerinnen ist aber das Einfachste auch natürlich?
0213Kurz, mehr oder minder hatten alle Mitwirkenden mit unge-
0214wohnten Schwierigkeiten zu kämpfen, die man gerechterweise
0215in Anschlag bringen muß. Wir hatten, offen gestanden, in
0216Betreff des Spieles nicht so Gutes erwartet, als thatsächlich
0217in der ersten Vorstellung des „Joseph“ geboten wurde. Ins-
0218besondere hat Herr Walter die erfreulichsten Fortschritte im
0219Sprechen und Spielen bewiesen; daß er im Gesang die Em-
0220pfindung und Wärme, welche die Rolle verlangt, vollständig
0221erreichen werde, war zu vermuthen. Joseph gehört zu
0222Herrn Walter’s schönsten Leistungen. Vortrefflich sang
0223Herr Schmid den Jacob. Er verfiel nicht in weiche Empfin-
0224delei, diesen Hauptfehler der meisten Darsteller, welche
0225alles Gewicht auf den Kummer des Vaters und fast gar kei-
0226nes auf die Würde des Patriarchen legen. Indem Herr
0227Schmid den Jacob kräftiger, heldenmäßiger faßte, hat er
0228manchen schwachen Punkt des Gedichts und der Musik vor-
0229theilhaft gestützt. Fräulein Bettelheim’s Benjamin war
0230ein prächtiger Charakterkopf; nie haben junges Blut und Altes
0231Testament schöner zusammengewirkt. Vortrefflich in der Dar-
0232stellung, schien uns Fräulein Bettelheim für den Gesang
0233Benjamin’s nicht ganz die wünschenswerthe Einfachheit und
0234Empfindung mitzubringen. Von Natur mehr auf den reflec-
0235tirten Ausdruck angelegt, der sich leichter zur Gluth der Lei-
0236denschaft erhitzen, als zur sanften Innigkeit erwärmen läßt,
0237ist Fräulein Bettelheim obendrein durch Aufgaben wie Se-
0238lica, Fides u. s. w. in jene hochgespannte dramatische
0239Vortragsweise gedrängt, welche zu grellen Farben und schar-
0240fen Accenten fortwährend Zuflucht nehmen muß. Diese Me-
0241thode spielte, wenn auch nur leise und unbewußt, dennoch in
0242ihren Benjamin hinüber, wie z. B. das getrennte Betonen
0243und Anschwellen jeder Note in dem Thema der ersten Romanze
0244zeigte, welches Ein sanft verbundenes Portamento bilden soll.


0245Daß trotz dieses Bedenkens die Leistung Fräulein Bet-
0246telheim’s
den reichlich empfangenen Beifall vollauf verdiente,
0247bedarf nicht erst der Versicherung. Herrn Hrabanek’s Si-
0248meon hat uns überrascht. Bedenkt man, daß diesem Sänger
0249die schwierigste Aufgabe in einem Genre zufiel, für welches
0250er keine besondere Eignung und Vorbildung mitbringen konnte,
0251so verdient seine Leistung die aufrichtigste und aufmunterndste
0252Anerkennung. Die Oper war unter Herrn Esser’s trefflicher
0253Leitung mit großer Pietät einstudirt und wurde auf das bei-
0254fälligste aufgenommen. Das Publicum nahm, wie man bei
0255solchen Anlässen immer sollte, das überwiegend Gute der Vor-
0256stellung freudig und mit Auszeichnung auf, ohne sich an
0257kleine Schwächen zu stoßen. So ganz ungewöhnlich gewor-
0258dene Vorstellungen wie Méhul’s „Joseph“ bekommen leicht
0259nach der einen oder anderen Seite hin etwas Schielendes.
0260Man betrachte sie im Profil.

Fußnoten
  • *)Am auffallendsten geschieht dies wol mit dem Motiv: „Par-
    donnez-nous“ in dem D-dur-Allegro des großen Ensembles im drit-
    ten Act.