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Neue Freie Presse
Morgenblatt
Nr. 2044. Wien, Sonntag, den 8. Mai 1870

[1]

Musik.

(Herbeck’s Abschiedsconcert. Der Orchesterverein. Concerte. „Die Afrikanerin“. „Der Freischütz“. „Faust“. Minnie Hauck.)


0004Ed. H. „Mein Liebchen, heißt das scheiden, wenn man
0005sich fest umschließt?“ So mochte man mit Uhland fragen,
0006als Johann Herbeck am letzten April in einem „Außerordent-
0007lichen Concert“ Abschied nahm von der Gesellschaft der
0008Musikfreunde. Zuhörer und Mitwirkende schienen durchaus
0009nicht von Herbeck scheiden zu können; sie riefen ihn immer
0010und immer wieder von neuem hervor. Herbeck hat diese
0011Ehren vollauf verdient durch eine unermüdliche, von glänzen-
0012den Erfolgen begleitete zwölfjährige Thätigkeit. Zu oft schon
0013haben wir seine Verdienste um das Wiener Concertwesen ge-
0014würdigt und zu laut wurde gerade jetzt die Herbeck-Hymne
0015in den Journalen intonirt, als daß wir unsere Leser mit
0016neuerlicher Wiederholung ermüden sollten. Es dürfte der
0017Gesellschaft der Musikfreunde schwerfallen, einen ebenbür-
0018tigen Nachfolger Herbeck’s zu finden, und wer dies immer
0019sei, leicht wird er an dieser Ehre nicht tragen. Wir konnten
0020unter mancherlei trüben Gedanken der Musik nicht recht froh
0021werden; für uns hatte das Festconcert etwas Drückendes,
0022Leichenschmausartiges. Herbeck hat die Stätte nicht blos sei-
0023nes erfolgreichsten Wirkens, sondern überhaupt die wichtigste
0024Thätigkeit verlassen, welche Wien einem Dirigenten bietet.
0025Er hängt den Concert-Director an den Nagel, um Opern-
0026beirath zu werden. Einträglicher und gesicherter, bedeutet sein
0027neuer Posten eine materielle Verbesserung, welche dem rast-
0028losen, auf eigene Schonung unbedachten Arbeiter herzlich zu
0029gönnen ist. Wird er aber jetzt für seine künstlerische Befriedi-
0030gung und für die Hebung unseres Kunstlebens auch nur an-
0031näherungsweise leisten können, was er im Concertsaale gelei-
0032stet hat? Wir haben diesem Zweifel im vorigen Jahr
0033Worte geliehen, als Herbeck unter dem Jubel der Journali-
0034stik seine jetzt definitiv gewordene Beirathsstelle am Hofopern-
0035theater antrat. Unsere Bedenken sind durch die Erfahrung
0036nicht widerlegt worden. Noch heute wie damals sehen wir
0037in Herbeck’s Abdication als Concert-Dirigent einen siche-
0038ren großen Verlust, dem ein unsicherer und minder
0039wichtiger Gewinn auf theatralischem Gebiet gegenübersteht. So
0040lange wenigstens, als Herbeck’s Stellung in der Opern-Direc-
0041tion dieselbe beengte und abhängige bleibt, wie im verflossenen
0042Jahre: Stellung eines ersten Capellmeisters, dessen Rath man
0043einholt, wann man will, und befolgt, wenn man mag. Ein
0044Beirath neben einem eigentlichen Director agirt überall mit
0045gebundenen Händen, vollends wo dem Director selbst wieder
0046durch eine vorgesetzte zweite und dritte Instanz doppelte
0047Fesseln angelegt sind. Gibt es da wirklich „Raum für den
0048Flügelschlag einer freien Seele“? Ueberblicken wir die neun-
0049monatliche Thätigkeit Herbeck’s als Mit-Director des Hof-
0050operntheaters, so reducirt sie sich auf das vortreffliche Ein-
0051studiren eines neuen Werkes („Die Meistersinger“) und das
0052gleich lobenswerthe Dirigiren von drei älteren Repertoire-
0053Opern („Mignon“, „Freischütz“, „Figaro’s Hochzeit“). Daß
0054Herbeck ein maßgebender Einfluß auf die Organisation des
0055Instituts, auf Bildung des Repertoires, neue Engagements
0056und dergleichen gegönnt war, darf man entschieden bezweifeln.
0057Er hat unstreitig für die Oper geleistet, was in seiner Macht
0058stand, aber uns will bedünken, als stand eben nicht viel in
0059seiner Macht. Vergleichen wir damit die reiche künstlerische
0060Ernte, deren sich Herbeck auf dem Felde der Concert-Musik
0061alljährlich rühmen konnte. Welche Reihe bedeutender Novitäten
0062und neubelebter classischer Werke, welche künstlerische Einheit in Auf-
0063fassung und Vortrag, welch freudiges Zusammenwirken aller
0064Betheiligten!


0065An einige der hervorragendsten Momente dieser glänzen-
0066den Dirigenten-Laufbahn erinnerte mit Nachdruck das Pro-
0067gramm des Abschiedsconcertes. Das „Rosamunde“-Ballet 
0068und die beiden Symphoniesätze von Schubert verdanken wir
0069nebst so vielen anderen Schubert-Perlen ganz allein Herbeck;
0070die unvergleichliche Schulung des „Singvereins“, der mehrere
0071seiner beliebtesten Chöre vortrug, ist das Verdienst Herbeck’s.
0072Liszt’sHeilige Elisabeth“ betrachten wir freilich mehr als
0073pikanten Mode-Artikel denn als bleibenden Kunstgewinn. In-
0074dessen, sie war das musikalische Sensations-Drama der ver-
0075flossenen Saison, und daran wollte man durch die Wahl des
0076„Kreuzfahrer“-Chores und -Marsches erinnern. Wie man für
0077irgend eines der übrigen in Herbeck’s Abschiedsconcert auf-
0078geführten Werke von Beethoven, Schubert, Mendelssohn, Schu-
0079mann sich aufrichtig begeistern und zugleich Liszt’s „Heilige
0080Elisabeth“ für gute Musik halten kann, bleibt uns ein Räthsel.
0081Wir möchten gerne annehmen, daß der „Elisabeth“-Jubel im
0082vorigen Jahre zur guten Hälfte eine Ovation für den per-
0083sönlich anwesenden „fascinirenden“ Abbé war. Wie gequält,
0084banal und gedankenarm ist diese so prätentiös herausstaffirte
0085„Kreuzfahrer“-Musik! Und doch gilt sie für das beste Stück
0086des Werkes — eines geistlichen Werkes! Da stehen ja Berlioz 
0087und Wagner riesengroß daneben. Den Schluß des Concertes
0088bildete Beethoven’s Clavier-Phantasie op. 80, von Herrn
0089Epstein mit vollendeter Noblesse und Klarheit vorgetragen.
0090Ueberhaupt war die Ausführung dieses „Außerordentlichen
0091Concertes“ auch eine musikalisch außerordentliche, indem
0092Jedermann sein Bestes leistete, um dem scheidenden Freund
0093und Führer zu guterletzt noch Ehre zu machen. Was Herbeck 
0094als Dirigent der Gesellschafts-Concerte gewesen, bleibt den
0095Mitwirkenden wie uns Zuhörern unvergeßlich. Wir Alle
0096können daher nur wünschen, daß von einer so ungewöhnlichen
0097Thatkraft und Begabung jetzt auch für das Opernwesen der
0098größtmögliche Nutzen gezogen und daß ihr der Raum zu
0099voller Entfaltung gegönnt werde.


0100Die übrigen Concerte aus der (bereits tausendstimmig
0101gegen jede Gesangsconcurrenz protestirenden) Frühlings-Aera
0102bieten nicht allzu viel Stoff. Eines der anregendsten war
0103die Production des „Orchester-Vereins“, dessen braver Diri-
0104gent, Professor Heißler, das dankenswerthe Geschick besitzt,
0105interessante Programme aus selten gehörten Werken zusam-
0106menzustellen. Durchweg Raritäten, gehörten die aufgeführten
0107Stücke obendrein sämmtlich dem Ausgang des 18. Jahrhun-
0108derts an. Zwei Söhne Sebastian Bach’s eröffneten das
0109Programm: Johann Christian Bach mit einer Symphonie
0110für zwei Orchester (ohne Clarinett, Fagott, Trompeten und
0111Pauken), eine Art unausgewachsener oder verwässerter Haydn,
0112einst beliebt und gefeiert, jetzt verschollen. Sein bedeutenderer
0113Bruder, wahrhafter „Legatus natus et a latere“ in der
0114Musik, Philipp Emanuel Bach, war durch zwei Sätze seines
0115Clavier-Concertes in A-dur stattlich repräsentirt. Eine längst
0116vergessene Ouvertüre von Mozart, angeblich zu Bianchi’s
0117komischer Oper „La Villanella rapita“, mit welcher sie ihrer [2]
0118Entstehung nach (Salzburg 1779) nichts zu schaffen hat,
0119bewahrt noch die alte Form eines zwischen zwei Allegrosätzen
0120eingeklemmten Largos. Hervorragend ist sie nicht, aber an-
0121ziehend wie jede lebendige Illustration zu Mozart’s Entwick-
0122lungsgeschichte. Eine „Aria di Camera“ von Hasse fand
0123ungenügende Ausführung durch eine junge Sängerin, welcher
0124das dafür unentbehrliche breite Portamento des Vortrages fehlt.
0125Die werthvollste Nummer war eine viersätzige Haydn’sche
0126Symphonie (C-dur), einst beliebt, dann so gut wie verschollen,
0127jetzt durch eine neue Partitur-Ausgabe von Rieter-Bieder-
0128mann der musikalischen Welt wieder dargebracht. Wir machen
0129die Orchester-Vereine auf dieses anmuthige, lebensvolle, über-
0130dies für einige Solo-Instrumente dankbare Stück aufmerksam.
0131Durch scharf ausgeprägte Individualität hebt sich dasselbe
0132freilich nicht aus der Zahl der übrigen Haydn’schen Sympho-
0133nien heraus, die ja gewissermaßen alle nur Spielarten dersel-
0134ben Gattung sind. Nur so ist auch die fabelhafte Zahl von
0135Symphonien begreiflich, welche Haydn aus seinem Zauberärmel
0136schüttelte.


0137Großen Zuspruch fand ferner das diesjährige Concert
0138Epstein’s, des geschätzten liebenswürdigen Pianisten, über
0139welchen etwas Neues zu sagen uns bereits schwerfällt. Die
0140mit bestem Erfolge thätige Gesangslehrerin Caroline Pruck-
0141ner
veranstaltete eine öffentliche Production ihrer Schülerinnen.
0142Unter Letzteren thaten sich Fräulein Cornelie v. Csányi 
0143(Sopran) und Fräulein Louise Weiß (Alt) durch glänzende
0144Stimmmittel und guten Vortrag so vortheilhaft hervor, daß
0145ihnen gewiß der Schritt aus der Schule auf die Bühne bald
0146sehr leicht gemacht werden wird. Erwähnen wir noch des
0147freundlich aufgenommenen Clavierspiels von Fräulein Marie
0148Seydel und der musikhistorisch äußerst interessanten Cla-
0149viervorträge älterer Compositionen durch Karl Debrois
0150van Bruyck, so können wir uns getrost vom Concertsaale
0151zum Opernhause wenden.


0152Der Bassist Herr Hablawetz ist in die Reihe der en-
0153gagirten Mitglieder des Hofoperntheaters eingetreten, eine
0154frische, jugendliche Kraft, von der wir noch Bedeutendes
0155hoffen. Herr Hablawetz sah als Caspar im „Freischütz“ von
0156der herkömmlichen Darstellungsweise der Bösewichter mit Recht
0157ab; er gab ihn nicht augenbrauenrunzelnd, lauernd und unheil-
0158brütend, sondern frech und offen, nicht ohne eine derbe, aber
0159ganz verwilderte Mannhaftigkeit. So soll es auch sein, denn
0160seine Umgebung sieht in Caspar nicht den mit der Hölle ver-
0161bündeten Bösewicht, sondern Kuno bezeichnet ihn als Schlemmer
0162und Würfler; „wenn nicht gar —,“ fügt er hinzu; aber wenn
0163das mehr wäre, als ein Anflug von Verdacht, würde er es
0164aussprechen. In Haltung und Bewegung war die Dressur
0165des ehemaligen Tilly’schen Soldaten noch sichtlich, aber lotte-
0166rig, bequem geworden, immerhin nicht ohne eine gewisse im-
0167ponirende Stattlichkeit, welcher Herrn Hablawetz’ Aeußeres
0168sehr zu statten kam. Mit einer für einen Sänger merkwür-
0169digen Sicherheit führte er diese Gestalt durch, nur in ein-
0170zelnen Details etwas übertreibend. Vor dieser Gefahr,
0171welche in Rollen wie Caspar leicht an die Grenze
0172der Buffonnerie führt, möchten wir den talentvollen Künstler
0173warnen, der übrigens als Sänger und Schauspieler einen
0174entschiedenen und wohlverdienten Erfolg hatte. Seither hat
0175die erste Aufführung von Meyerbeer’s „Afrikanerin“ im
0176neuen Opernhause große Zugkraft geübt. Für solche Aus-
0177stattungs- und Maschinerie-Opern sind die Räumlichkeiten
0178dieser Bühne unschätzbar; sie wurden auch gut verwerthet
0179durch effectvolles Arrangement der Gruppen, glänzende Ballet-
0180Entfaltung im vierten Act, endlich durch die Kautzky’schen
0181Decorationen, welche sich weislich darauf beschränkten, die
0182alten (dem Pariser Muster nachgebildeten) nach allen Dimen-
0183sionen zu vergrößern. Die üblen Folgen scenischer Aen-
0184derungen um jeden Preis kann man jetzt wieder an einem
0185neuen Beispiele, dem Schlusse des vierten Actes von Gounod’s
0186Faust“, studiren. Die musikalische Aufführung der „Afri-
0187kanerin“ war nur in Einer Leistung vortrefflich, in Beck’s 
0188Nelusko“, einem anerkannten Meisterstück lebendigster drama-
0189tischer Charakteristik. Als äußerster Gegensatz dazu figurirte
0190an dem Abende der matte, blutleere Vortrag Fräulein Raba-
0191tinsky’s
(Ines). Frau Materna, die jüngst als Fides 
0192unsere Erwartungen in manchem Punkte übertraf, hat als
0193Selica wenig befriedigt. Sie leistete, was feuriges Tempe-
0194rament, Stimmkraft und ein gewisses derbes Spieltalent
0195leisten können, denen die nothwendigen Ergänzungen des Ge-
0196schmackes und der Gesangstechnik fehlen. Man konnte diese
0197Mängel sowol in ganzen Nummern (wie das „Schlummerlied“), 
0198als in einzelnen Phrasen wahrnehmen, wo unrichtige Athem-
0199vertheilung, unschönes Herausstoßen oder übermäßiges Dehnen
0200einzelner Noten störte. Die Tendenz nach äußerster „Leiden-
0201schaft“ riß Frau Materna mitunter hart an die Grenze des
0202Trivialen, z. B. bei dem Ausrufe „Das Paradies!“ in dem
0203an sich schon hinreichend banalen Liebesduett. Vasco de Gama 
0204ist noch immer die beste Rolle, die wir von Herrn Labatt 
0205gesehen. Seine Stimme hat durch ihren metallischen, echten
0206Brustton (der nur in den höchsten Lagen leicht untreu wird)
0207ganz eigentlich den Charakter des Heldenhaften. Das ist ent-
0208scheidend für den ersten Act, in welchem Herr Labatt auch
0209ganz entschieden durchgriff. Für die Liebesscenen im vierten
0210Acte fehlte ihm die Innigkeit und Wärme, dazu die allernoth-
0211wendigste mimische Ausbildung. Herr G. Müller, dessen
0212Fortschritte überhaupt unverkennbar sind, soll in der zweiten
0213Vorstellung der „Afrikanerin“ gerade den vierten Act mit
0214großem Erfolg gesungen haben. Auch Herrn v. Bignio’s 
0215Nelusko errang an dem zweiten Abende die lebhafteste
0216Anerkennung.


0217Welches Elitecorps von Gesangsunarten sich auf unserer
0218Opernbühne heimisch gemacht hat, gewahrt man am deutlich-
0219sten durch den Contrast, wenn eine wohlgeschulte Gesangs-
0220künstlerin von feinem Geschmacke hier auftritt. Dies war vor
0221einigen Jahren der Fall bei dem Gastspiele der Artôt und
0222wiederholt sich jetzt bei der (allerdings noch nicht auf gleicher
0223Höhe stehenden) Sängerin Minnie Hauck. Die junge, zu
0224schneller Berühmtheit gelangte Amerikanerin sang vorgestern
0225das Gretchen in Gounod’s „Faust“ mit glücklichstem Erfolge.
0226Ihre Stimme gehört weder der Kraft noch dem Umfange nach
0227zu den großen; die durch materielle Gewalt packenden Effecte
0228versagen ihr, weßhalb denn auch die Scene vor dem Madon-
0229nenbilde und der Schluß der Kerkerscene nur mäßigen Beifall
0230fanden. Wie ihrer Stimme die imposante Kraft abgeht, so
0231scheint auch ihrem Talente der Ausdruck für die höchsten Mo-
0232mente des Tragischen und Leidenschaftlichen versagt. Zierlich-
0233keit und Anmuth einerseits, das Innige und Elegische anderer-
0234seits bilden die eigentliche Domäne, welche Fräulein Hauck 
0235mit bezaubernder Natürlichkeit und Sicherheit beherrscht. Ihre
0236Stimme gewinnt den Hörer sofort durch die thaufrische Ju-
0237gendlichkeit des Klanges, den sogar ein etwas herber, oboe[3]-
0238artiger Beigeschmack nicht beeinträchtigt, vielmehr mit einem
0239individuellen, geistigen Zug bereichert. Forcirt dürfte
0240dieses Organ nicht werden, und das weiß Fräulein
0241Hauck sehr wohl, indem sie jeder Versuchung zum
0242„Loslegen“ ausweicht und stets innerhalb der reinsten
0243Schönheitsgrenzen verbleibt. Einige Monotonie ist bei dem
0244Charakter ihrer Stimme und Vortragsweise unvermeidlich;
0245trotzdem hat uns die ganze Leistung in hohem Grade befrie-
0246digt und erfreut. Ist es doch ein Labsal, einer Sängerin zu
0247lauschen, die immer rein intonirt, einfach und geschmackvoll
0248vorträgt, nicht tremolirt, nicht schreit, nicht die Töne jam-
0249mernd ineinanderzieht, nicht Text und Rhythmus willkürlich
0250zerreißt! Dazu kommt noch eine überaus deutliche, reine
0251Aussprache, ein um so höher anzurechnender Vorzug, als
0252Fräulein Hauck Ausländerin und hier zum erstenmale auf
0253einer deutschen Bühne aufgetreten ist. Durch schlanken,
0254jugendlichen Wuchs und anmuthige Gesichtsbildung auf das
0255günstigste in der Darstellung Gretchens unterstützt, machte
0256Fräulein Hauck auch als Schauspielerin den gewinnendsten
0257Eindruck. Ihrer ganzen Individualität nach eignet sich Fräu-
0258lein Hauck offenbar noch mehr für das feine musikalische Lust-
0259spiel und für sogenannte Rollen di mezzo carattere, als für
0260das tragische Fach. Wir denken sie uns vortrefflich im
0261Schwarzen Domino“, „Don Pasquale“, „Liebestrank“ und
0262bedauern neuerdings, daß diese und andere graciöse Opern
0263für das Wiener Repertoire nicht existiren.